Z Gastroenterol 2024; 62(09): e706
DOI: 10.1055/s-0044-1789867
Abstracts │ DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Benigne und maligne Erkrankungen von Gallenwegen und Gallenblase Donnerstag, 03. Oktober 2024, 11:10 – 12:22, Seminarraum 14+15

Parenchym erhaltende Resektion einer zentral gelegenen riesigen fokal nodulären Hyperplasie mittels eines multimodalen Ansatzes

Authors

  • E. W. Kolbe

    1   Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Proktologie der Ruhr Universität Bochum, Herford, Deutschland
  • O. Al Natour

    1   Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Proktologie der Ruhr Universität Bochum, Herford, Deutschland
  • A. Petrovitch

    2   Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Herford, Deutschland
  • A. Krieg

    1   Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Proktologie der Ruhr Universität Bochum, Herford, Deutschland
 

Einleitung: Die fokal noduläre Hyperplasie (FNH) zählt zu den zweithäufigsten gutartigen Tumoren der Leber. Sie betrifft häufiger Frauen (80%) und deren Entstehung wird durch orale Kontrazeptiva begünstigt. In der Regel sind sie kleiner als 5 cm und treten in der Nähe der Leberoberfläche auf. Sie entstehen aus Gefäßfehlbildungen. Hier präsentieren wir den Fall einer 19-jährigen Frau mit einer zentral im rechten Leberlappen gelegenen FNH. Die junge Frau leidet unter epigastrischen abdominellen Schmerzen. Durch die stete Ausdehnung dieser 12 cm großen Läsion, werden die Hauptgefäße des rechten Leberlappens verdrängt und komprimiert ([Abb. 1]). Die Operation der Läsion erfolgte im multimodalen Setting nach vorheriger transarterieller Embolisation.

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Abb. 1  Quelle: Dr. Ernst W. Kolbe, Prof. Dr. med. Andreas Krieg

Material und Methoden: Bei der 19-jährigen Patientin mit einem BMI von 22,5 wurde die histopathologische Diagnose mittels 16 G Feinnadelbiopsie gesichert. Es erfolgte eine dreimalige transarterielle Embolisation im Abstand von 6 Wochen. Dafür wurden Polyvinylalkohol Microsphären der Größe 100-300 μm superselektiv appliziert (Bead Block​ Boston Scientific Medizintechnik GmbH, Düsseldorf, Deutschland). Die Operation erfolgte konventionell 10 Wochen nach transarterieller Embolisation. Nach Kontrolle der Lebereinstrombahn mittels selektiven Pringlemanövers der A. hep. prop. und V. portae sowie Anzügeln der Vv. hepatis erfolgte die Resektion des Tumors mittels ERBEJET 2​ (Erbe Elektromedizin GmbH, Tübingen, Deutschland).

Ergebnis: Durch die transarterielle Embolisation verkleinerte sich der Längsdurchmesser des Tumors um 34% auf 78 mm. Der intraoperative Blutverlust betrug ca. 100 ml. Der postoperative Verlauf war unauffällig, Wundinfekte traten nicht auf, Hinweise für ein Galleleck oder ein postoperatives Hämatom gab es nicht. Der LiMAx-Wert betrug präoperativ 324 und postoperativ 315 μg/kg/h. Die histopathologische Aufarbeitung des OP-Präparates bestätigte die Diagnose und eine Resektion in sano. Die Patientin wurde am 7. Tag nach der Operation entlassen, eine kurzfristige Nachuntersuchung 3 Monate postoperative mittels MRT zeigte keinerlei Flüssigkeitsretention oder Tumorrezidive.

Zusammenfassung: Es ist möglich riesige zentral gelegene FNH ohne größere Parenchymverluste der Leber zu resezieren. Dafür ist ein multidisziplinärer Ansatz zu empfehlen, um mittels interventioneller Vorbehandlung eine Verkleinerung zu erreichen und den Tumor innerhalb der vorgegebenen Schichten zu enukleieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. September 2024

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