physioscience 2025; 21(S 03): S12
DOI: 10.1055/s-0045-1812373
Abstracts
Präsentationen/Presentations
PS 6

SMILE! Funktionelle Elektrostimulation bei bilateraler peripherer Fazialisparese – eine Fallstudie

Autoren

  • D Strittmatter

    1   REHAB Basel, Basel, Switzerland
  • H Sticher

    2   REHAB Basel, Physiotherapie, Basel, Switzerland
  • N Clobes

    3   REHAB Basel, Logopädie, Basel, Switzerland
  • R Winter

    2   REHAB Basel, Physiotherapie, Basel, Switzerland
 

Einleitung Bilaterale periphere Fazialisparesen (pFP) treten bei einer Schädigung beider VII. Hirnnerven auf und sind im Vergleich zu unilateralen FP äußerst selten (0,3%–2% aller FP). Folgen sind Ausfälle der motorischen Gesichtsmuskulatur, was in Einschränkungen der Mimik resultiert. Personen mit einer FP erleben häufig nebst motorischen Einschränkungen emotionale und kommunikative Störungen, welche zu sozialem Rückzug und verminderter Lebensqualität führen können. Trotz begrenzter Evidenz für die Wirksamkeit nicht-medikamentöser Therapien konnte aufgezeigt werden, dass funktionelle Elektrostimulation (FES) besonders bei über Monate persistierenden Paresen zu signifikanten willkürmotorischen Verbesserungen führen kann. Adverse Effekte wurden nicht aufgezeigt.

Die Ziele dieser Fallstudie war die Überprüfung der Effektivität von FES bei persistierender bilateraler pFP. Zudem wurde die Machbarkeit bezüglich 1. subjektivem Patientenempfinden, 2. Durchführung der empfohlenen Behandlungsfrequenz pro Woche im stationären Rehabilitationssetting und 3. des Auftretens unerwünschter Ereignisse im Verlauf evaluiert.

Material und Methodik Diese Einzelfallstudie beschreibt einen 57-jährigen Patienten mit persistierender (>3 Mo) bilateraler pFP nach akuter inflammatorisch-demyelinisierender Polyradikulopathie. Aufgrund des Patientenzieles, lächeln zu können, wurden Mm. zygomaticus und Mm. orbicularis oris stimuliert. Im Verlauf wurde die Zielmuskulatur bei willkürmotorischer Verbesserung angepasst und mit Biofeedback ergänzt. Das Stimulationsprotokoll (12 Wo, 5×/Wo à 20 min) wurde basierend auf Literatur zu unilateraler pFP (150 ms, 1–10 Hz, 1–30 mA) erstellt und zusätzlich zur konventionellen Behandlung angewendet. Das funktionelle Outcome wurde mittels der Sunnybrook Facial Grading Skala (SFGS) und Foto- und Videoanalysen im zweiwöchigen Intervall evaluiert. Das subjektive Patientenempfinden wurde durch den Facial Disability Index (FDI) erfasst und die Machbarkeit der Intervention anhand der wöchentlichen Behandlungsfrequenz sowie dem Auftreten von unerwünschten Ereignissen (Schmerzen, Synkinesien) erhoben.

Ergebnisse Es konnte eine Verbesserung in allen Assessments erreicht werden (SFGS-Score rechts Punkte Pre 3, Post 82; links Pre –2, Post 68; FDI körperlich Pre 66, Post 92,5; sozial Pre 80, Post 112). Während der gesamten Stimulationsphase traten keine unerwünschten Ereignisse auf und der Patient gab subjektiv eine deutliche Verbesserung an. Die Behandlungsfrequenz (5×/Wo) konnte nicht konsequent umgesetzt werden, wobei die minimale Empfehlung der Literatur (>3×/Wo) immer erreicht wurde.

Zusammenfassung In dieser Fallstudie war die funktionelle Elektrostimulation bei bilateraler pFP effektiv und machbar, jedoch ist eine engmaschige klinische Betreuung des Prozesses notwendig, um die Therapiefrequenz und gegebenenfalls Anpassungen zu gewährleisten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Oktober 2025

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