Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-29
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Untersuchungen zur Lungenmechanik an einem Lavage-induzierten akuten Lungenversagen des Jungschweins.

H. Lohbrunner, T. Busch, S. Wolf, U. Hoffmann, U. Kaisers
  • Klinik für Anästhesiologie, Charité Virchow-Klinikum, Berlin
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Die Untersuchung der Compliance beim ARDS/ALI erbringt abhängig von der gewählten Methode differierende Ergebnisse. Als Goldstandard gilt die Bestimmung der statischen Compliance mit der Super-Syringe. Das Verfahren kann bei schweren Gasaustauschstörungen aufgrund der Untersuchungsdauer jedoch nur mit einem unverhältnismäßig hohen Risiko für den Patienten durchgeführt werden. Die Untersuchung der quasi statischen Compliance mit Hilfe der EVITA 2-76 (Dräger, Lübeck) erlaubt die Applikation von beliebigen „Single-Volume-Steps”, verteilt über multiple Atemzüge, als auch ausgehend von unterschiedlichen PEEP-Niveaus. Wir evaluierten das System bei einer kontrollierten, tierexperimentellen Studie zur Festlegung des „Best-PEEP” 1 cmH2O oberhalb des unteren Umschlagpunktes der Druck-Volumen-Beziehung. Methode: Bei n = 14 narkotisierten Jungschweinen (25 ± 5 kg) wurde durch repetitive bronchoalveoläre Lavagen ein akutes Lungenversagen erzeugt. Die Tiere wurden prospektiv randomisiert einer Kontrollgruppe (n = 6) oder der Behandlungsgruppe „Best-PEEP” (n = 8) zugeordnet. Alle Tiere wurden während des Versuchszeitraums druckkontrolliert mit einer FIO2 = 1,0 beatmet. Die Kontrollgruppe wurde mit 15 ml/kgKG VT und einem PEEP von 5 mbar ventiliert, für die Best-PEEP-Gruppe wurden PEEP und PIP innerhalb der Umschlagspunkte der Druck-Volumenbeziehung nach Induktion des ALI festgelegt. Untersucht wurde weiterhin der Einfluß der Beatmung auf Hämodynamik und Gasaustausch. Auf Signifikanz wurde mit dem Mann-Whitney-U-Test für α = 0,05 getestet. Ergebnisse: s. Tab. [1]. In der Behandlungsgruppe waren weiterhin Herzzeitvolumen und intrapulmonaler Shunt gegenüber der Kontrollgruppe an allen Behandlungszeitpunkten (1 h[- 4 h) signifikant erniedrigt. Der Best-PEEP wurde für die Behandlungsgruppe bei 15 ± 2 cmH2O bestimmt, der PIP nicht über 35 cmH2O (bzw. 1 cmH2O unterhalb des oberen Inflektionspunktes) gesteigert. Das Tidalvolumen (VT) in der Behandlungsgruppe lag bei 8 ± 2 ml/kgKG. Schlußfolgerung: Die Bestimmung der Druck-Volumen-Beziehung mit Hilfe der EVITA 2-76 ermöglicht eine schnelle und sichere Festlegung der notwendigen Daten zur Applikation einer aus lungenmechanischer Sicht optimierten Beatmung. Diese Optimierung führt zu einer Normalisierung des Gasaustausches bei signifikanter Verbesserung der Compliance. Gefördert durch DFG Ka 1212/3-1

Tab. 1Compliance von Lunge und Thorax (CRS) in [ml/mbar] und PaO2 in [mmHg] als MW ± SD CRS Baseline ALI 1 h 2 h 3 h 4 h Kontrolle 22,79 ± 6,81 12,69 ± 7,55 9,00 ± 2,19 8,67 ± 1,80 8,47 ± 3,07 9,14 ± 5,19 Best-PEEP 23,31 ± 2,10 10,44 ± 2,01 16,34 ± 3,12* 17,69 ± 2,58* 17,00 ± 2,40* 17,91 ± 4,05* PaO2 Baseline ALI 1 h 2 h 3 h 4 h Kontrolle 553 ± 18 66 ± 4 58 ± 2 59 ± 4 65 ± 6 57 ± 4 Best-PEEP 538 ± 26 52 ± 4 487 ± 34* 565 ± 17* 589 ± 12* 595 ± 14* * p < 0,05 vs Kontrolle


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