1 Der im folgenden mitgeteilte Lebenslauf stützt sich im
wesentlichen auf die Angaben bei Lessing T. Haarmann. Die Geschichte eines Werwolfs
und andere
Gerichtsreportagen. München: DTV, 2. Aufl., 1996: 29-215, und bei Pozsár C, Farin
M (Hg.). Die Haarmann-Protokolle. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1995: 55-119 (Fritz
Haarmann
- Eine Krankengeschichte. Aus in der Krankenakte der Göttinger Heil- und Pflegeanstalt
befindlichen Abschriften), 205 - 461 (Gespräche in Göttingen), 463 - 477
(Ernst Schultze - Ärztliches Gutachten) und 479 - 561 (Das Urteil gegen Fritz
Haarmann [Dezember 1924])
2 Mitgeteilt bei Pozsár C, Farin M (Hg.). Die
Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 80
3 Vgl. hierzu die Mitteilung bei Pozsár C, Farin M (Hg.).
Die Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 86, 87
4 Abgedruckt bei Pozsár C, Farin M (Hg.). Die
Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 506
5 Professor Dr. Ernst Schultze, Leiter der Provinzial - Heil- und
Pflegeanstalt in Göttingen und Ordinarius für Psychiatrie und Neurologie an der
Georgs-August-Universität, Gerichtsmedizinalrat Dr. Alex Schackwitz und Gerichtsmedizinalrat
Brandt. Das schriftliche Gutachten Schultzes sowie das Protokoll seiner Gespräche
mit Haarmann
liegen vollständig vor (vgl. die Angaben bei Anm. 1). Schackwitz schloß sich dem
in der
mündlichen Verhandlung vorgetragenen Gutachten Schultzes in allen Punkten an.
Über ein
Tätigwerden des dritten Gutachters wird nichts berichtet.
6 Ein guter Überblick über den Aufbau der frühen
Welt des Säuglings mit weiterführenden Literaturhinweisen findet sich bei
Müller-Pozzi H. Psychoanalytisches Denken. Bern/Göttingen/Toronto/Seattle: Huber,
2.
Aufl., 1995: 123-145
7 Zum Begriff des Übergangsobjekts vgl. Winnicott DW. Von der
Kinderheilkunde zur Psychoanalyse. Frankfurt/M.: Fischer, 1983: 300-319
8 Winnicott DW. Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse (wie Anm.
7): 70, 71
9 So treffen in Joseph Conrads Roman Herz der
Finsternis menschliches Sinnbedürfnis und eine sinnabweisende ursprüngliche Natur
unversöhnlich aufeinander. Man vgl. hierzu die sensiblen Ausführungen von Johann
Hinrich
Claussen: Flussreise in den Alptraum. Bilder und Zeiten. Beilage zur FAZ vom 22.1.2000:
1,2
10 Winnicott DW. Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse (wie
Anm. 7): 267-299, insbesondere 280, spricht hier vom „Stadium der Besorgnis”.
Klein M. Gefühlsleben und Ich-Entwicklung des Säuglings unter besonderer
Berücksichtigung der depressiven Position. In: Dieselbe: Gesammelte Schriften,
Bd.1 Teil 2.
Stuttgart: Fromann-Holzboog, 1996: 267-330, insbes. 288-292, nennt diese
Entwicklungsstufe die depressive Position.
11 Zum Zeitpunkt des Auftretens der frühen Störung bei
der strukturellen Perversion vgl. Kutter P, Müller T. Psychoanalyse der Psychosen
und
Persönlichkeitsstörungen. In: Hinz H (Hg.): Wolfgang Loch. Die Krankheitslehre
der
Psychoanalyse. Stuttgart/Leipzig: Hirzel, 6. Aufl., 1999: 3, 1-287, insbes. 263-268
11 Zu dem hier verwendeten Schema von Traumatisierung, Bewältigungsversuch und
anschließenden Entwicklungsbrüchen vgl. das Verlaufsmodell psychischer Traumatisierung
mit den ausdifferenzierten Momenten der traumatischen Situation, der traumatischen
Reaktion und des
traumatischen Prozesses bei Fischer G, Riedesser P. Lehrbuch der Psychotraumatologie.
München/Basel: Reinhardt, 1998: 58-119
12 Winnicott DW. Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse (wie
Anm. 7): 72, 73, bezeichnet diese Art der Objektbeziehung als „primitive
Erbarmungslosigkeit”. Klein M. Gefühlsleben und Ich-Entwicklung (wie Anm. 10):
315
- 317, spricht von einer paranoid-schizoiden Position, bei der die frühen destruktiven
Impulse nicht integriert werden und sich in verfolgender Form gegen den Säugling
selbst
wenden. Normalerweise wird jedoch diese frühe Destruktivität von der genügend
guten
Mutter aufgefangen und ausgeglichen. Zur Bedeutung und Reichweite der schizoiden
Position vgl. auch
Fairbairn WRD. Schizoid Factors in the Personality. In: Psychoanalytic Studies
of the Personality.
London/New York: Routledge, 1999: 3-27; ferner Guntrip H. The Manic-Depressive
Problem in the
Light of the Schizoid Process. In: Derselbe: Schizoid Phenomena, Object Relations
and the Self.
London: The Hogarth Press, 6. Aufl., 1986: 130-164
13 Winnicott DW. Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse (wie
Anm. 7): 75
14 So bei Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen. Frankfurt/M.:
Suhrkamp, 1989: 11-13
15 Diese Mitteilung findet sich bei Lessing T. Haarmann (wie Anm.
1): 61
16 Berichtet von McDougall J. Theater der Seele. Illusion und
Wahrheit auf der Bühne der Psychoanalyse. Stuttgart: Verlag Internationale Psychoanalyse,
2.
Aufl., 1994: 284, 285. McDougall schreibt in diesem Zusammenhang ferner, die Bilder,
die perverse
Patienten von ihren Eltern entwerfen, seien einander so ähnlich, dass man glauben
könnte,
die Patienten seien alle Mitglieder ein- und derselben Familie.
17 Zu diesen Bildern vgl. die Ausführungen von Shengold L. The
effects of overstimulation: rat people. The International Journal of Psychoanalysis
1967; 48:
403-414, hier 403. Die Verwendung dieser Imagines findet sich allenthalben in
Geschichte und
Literatur. Theodor Lessing gibt seinem Bericht über Haarmann bekanntlich den Untertitel:
Die
Geschichte eines Werwolfs (vgl. hierzu Anm. 1). Auch Hitlers Vorliebe für alles
„Wölfische” (Wolfsschanze etc.) soll als Merkmal einer Perversion zumindest
erwähnt werden.
18 Zur Bedeutung und Funktion der Sexualisierung in der Perversion
siehe Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie Anm. 14): 11-18; Kutter P, Müller
T.
Psychoanalyse der Psychosen und Persönlichkeitsstörungen (wie Anm. 11): 261 -
268;
McDougall J. Theater der Seele (wie Anm. 16): 263 - 283
19 Lessing T. Haarmann (wie Anm. 1): 87, 88, berichtet zum
Verhältnis von Haarmann zu Grans, seinem Freund, folgende im behandelten Zusammenhang
aufschlussreiche Einzelheit: „Haarmann liebte den Grans und das wußte dieser zu
nutzen. Wenn der Alte tobte, so pflegte der Junge ihn um die Hüfte zu nehmen und
seine Zunge
ihm in den Mund zu stecken; dies erregte den Haarmann so, daß er wachsweich und
dem
hübschen Jungen zu willen wurde.”
20 Der Traum wird berichtet von Etchegoyen RH. The Fundamentals of
Psychoanalytic Technique. Revised Edition.London: Karnac 1999: 190
21 Joseph B. Ein klinischer Beitrag über die Analyse einer
Perversion. In: Dieselbe: Psychisches Gleichgewicht und psychische Veränderung.
Stuttgart:
Klett-Cotta, 1994: 81-104, hier: 100
22 Im gleichen Sinne etwa Chasseguet-Smirgel J. Der Perverse
und das Ichideal. In: Dieselbe: Anatomie der menschlichen Perversion. Stuttgart:
DVA, 1989:
53-69; Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie Anm. 14): 59; McDougall J.
Theater der
Seele (wie Anm. 16): 284 - 301. Schon Freud schrieb: „Es ist lehrreich, daß das
Kind unter dem Einfluß der Verführung polymorph pervers werden, zu allen möglichen
Überschreitungen verleitet werden kann.” Siehe Freud S. Drei Abhandlungen zur
Sexualtheorie. In: Derselbe: Gesammelte Werke, 5. Bd. Frankfurt/M.: Fischer, 4.
Aufl., 1968:
27-145, hier: 91
23 Zitiert nach Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie Anm.
14): 29
24 Vgl. hierzu die Angaben bei Khan MMR. Entfremdung bei
Perversionen (wie Anm. 14): 105. Hinweise auch bei Kestenberg J. On the development
of maternal
feelings in early childhood. The Psychoanalytic Study of the Child 1956; 11: 257-291
25 Zur Entwicklung des Körperbildes bei der Perversion vgl.
Greenacre P. Certain relationships between fetishism and faulty development of
the body image. The
Psychoanalytic Study of the Child 1953; 8: 79-97
26 Man vgl. nur die von Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie
Anm. 14): 170-196 und 197-252 mitgeteilten Fallgeschichten. Das von Khan hier
entwickelte und in seiner Anwendung demonstrierte Konzept des „montierten inneren
Objekts” umfaßt als seinen wesentlichen Bestandteil das Introjekt eines
mütterlichen Phallus. Bak RC. The phallic woman. The ubiquitous fantasy in perversions.
The
Psychoanalytic Study of the Child 1968; 23: 15-36, scheint das Bild der phallischen
Frau
dagegen für eine einseitig-halluzinatorische Produktion des Säuglings zu
halten.
27 Kutter P, Müller T. Psychoanalyse der Psychosen und
Persönlichkeitsstörungen (wie Anm. 11): 263, 265, sprechen hier wie andere Autoren
auch
von der „archaischen Matrix des Ödipus-Komplexes”. Vgl. ferner Vogt R. Zur
„archaischen Matrix des Ödipus-Komplexes”. Psyche 1990; 44: 915-952
28 Diese Bezeichnung findet sich bei Khan MMR. Entfremdung bei
Perversionen (wie Anm. 14): 28
29 Der Bericht findet sich bei Shengold L. The effects of
overstimulation: rat people (wie Anm. 17): 408
30 Lessing T. Haarmann (wie Anm. 1): 59
31 Morgenthaler F. Die Stellung der Perversionen in Metapsychologie
und Technik. Psyche 1974; 28: 1077-1098, bezeichnet die Perversion als eine Art
‚Plombe‘, die die Lücke des in der narzißtischen Entwicklung gestörten
Selbst füllen soll.
32 So meint er im Gespräch mit dem Psychiater Schultze:
„Ich sagte dann immer, wenn so was passiert war, ich muß doch ein Mensch mit zwei
Seelen sein, wenn ich so was tue, ich bin doch sonst gut.” Zitiert nach Pozsár
C,
Farin M (Hg.). Die Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 323
32 Zu den Problemen, die die vertikale
Spaltung für die psychoanalytische Theorie und Therapie aufwirft, vgl. Goldberg
AJ. Perversion
aus der Sicht psychoanalytischer Selbstpsychologie. Psyche 1998; 52: 709-739;
ferner Guntrip
H. The Manic-Depressive Problem (wie Anm. 12): 130-164, jeweils mit weiteren Nachweisen.
33 Dieser Begriff findet sich bei Khan MMR. Entfremdung bei
Perversionen (wie Anm. 14): 9-36, insbes. 14 und 29-31
34 Zur Rolle von Hass und Feindseligkeit in der Perversion vgl. vor
allem Stoller RJ. Perversion. Die erotische Form von Haß. Gießen:
Psychosozial-Verlag,1998: 125-149
35 Vgl. zum Folgenden besonders Pozsár C, Farin M (Hg.). Die
Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 606-611
36 Zu Haarmanns Unfähigkeit zur Phantasie- und Symbolbildung
vgl. Lessing T. Haarmann (wie Anm. 1): 60, 61
37 So bei Pozsár C, Farin M (Hg.). Die Haarmann-Protokolle
(wie Anm. 1): 224
38 Siehe hierzu Pozsár C, Farin M (Hg.). Die
Haarmann-Protokolle (wie Anm. 1): 267
39 Glasser M. From the analysis of a transvestite. The
International Review of Psycho-Analysis 1979; 6: 163-173, hier 164
40 In diesem Sinne m.E. zutreffend Kutter P, Müller T.
Psychoanalyse der Psychosen und Persönlichkeitsstörungen (wie Anm. 11): 263, 264
41 Zu diesem Begriff vgl. Chasseguet-Smirgel J. Das
analsadistische Universum und die Perversion. In: Dieselbe: Anatomie der menschlichen
Perversion.
Stuttgart: DVA, 1989: 135-167
42 Joseph B. Ein klinischer Bericht über die Analyse einer
Perversion (wie Anm. 21): 82
43 Das berichtet Lessing T. Haarmann(wie Anm. 1): 62, 63
44 Zur Gestalt der phallischen und der ödipalen Problematik
bei Perversionen vgl. Bak RC. The phallic woman (wie Anm. 26): besonders 28-36;
Becker N,
Schorsch E. Die psychoanalytische Theorie sexueller Perversionen. In: Sigusch
V (Hg.): Therapie
sexueller Störungen. Stuttgart/New York: Thieme, 1980: 159-186, hier: 160-163,
jeweils mit weiteren Nachweisen.
45 Lessing T. Haarmann (wie Anm. 1): 59, schildert den Eindruck,
den Haarmann auf ihn macht: „Die Stimme, breiig, schleimig und nah am Diskant,
erinnert an
das Organ alter Frauen. Der ganze Habitus ist ‚androgyn‘. Man möchte sagen: nicht
männlich, nicht weiblich, nicht kindlich. Aber männisch, weibisch und kindisch
zugleich.”
46 Näher hierzu Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie
Anm. 14): 9-18. Vgl. ferner McDougall J. Theater der Seele (wie Anm. 16): 284-305
47 Antwort im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit dem
Verfasser.
48 Bei Khan MMR. Entfremdung bei Perversionen (wie Anm. 14): 215,
216
49 Man vgl. zur letztgenannten Phantasie den Fallbericht bei
Greenacre P. Certain relationships (wie Anm.25): 86-90
50 Zur Rolle des Agierens bei der Perversion Khan MMR. Entfremdung
bei Perversionen (wie Anm. 14): 33-37, mit weiteren Nachweisen.
51 Pozsár C, Farin M (Hg.). Die Haarmann-Protokolle (wie
Anm. 1): 241
52 Pozsár C, Farin M (Hg.). Die Haarmann-Protokolle (wie
Anm. 1): 260
53 Lessing T. Haarmann (wie Anm. 1): 178
Autor:
Prof. Dr. iur. Hans - Joachim Behrendt
Kartäuserstr. 118 f
79104 Freiburg
Phone: Tel. 0761 / 22255
Email: e-mail: brep@uni-freiburg.de