Zusammenfassung
In dem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehenden Rettungs- und Krankentransportwesen
wurde bald die Notwendigkeit von Qualitätsstandards erkannt. Nach mehrjährigen Beratungen
und statistischen Erhebungen wurden 1912 Richtlinien verabschiedet. Diese erscheinen
auch heute noch aktuell. Der Primat des Arztes für die Erste Hilfe wird betont. Jedoch
war die Art der Einbindung umstritten. Festangesellte Ärzte konkurrierten mit einem
System aus nebenamtlich tätigen Medizinern, die einzelne Schichten ableisteten. Nichtärztliche
Mitarbeiter, ehrenamtliche und hauptamtliche, waren ärztlicher Ausbildung, Aufsicht
und Kontrolle unterworfen. Richtlinien für Fahrzeuge und Unterkünfte wurden aufgestellt.
Die Einrichtung von ersten Notaufnahmen und „Zentralen”, also den Vorläufern der Rettungsleitstellen,
wurde empfohlen. Weiter war das Verbringen von bewusstlosen Personen, die Einbindung
von Krankenhäusern in das Rettungswesen und die Ausstattung der Notaufnahme beschrieben.
Auch Regularien zur Krankenhauseinweisung wurden nicht vergessen. Dem Unterschied
zwischen Stadt und Land war dergestalt Rechnung getragen, dass in der Stadt reguläre
Rettungswachen mit hauptamtlichem Personal vorgehalten werden sollten, während auf
dem Land und in kleinen Städten ehrenamtliches Personal aus den entsprechenden Organisationen
den Rettungsdienst zu betreiben hatte. Flächendeckend waren Ersthelfer auszubilden,
Material zur Ersten Hilfe einzulagern und für den Bedarfsfall zur Verfügung zu stellen.
Pro Landkreis sollte ein Krankenwagen angeschafft werden. Die Finanzierung sollte
die öffentliche Hand sicherstellen, die Transporte primär aber kostenpflichtig sein.
Abstract
In the second half of the 19th century rescue- and ambulance services were built. The necessity of standards was
in the beginning of the 20th century realised. After a several years consideration and a statistical survey in
1912 a guideline passed. They seem to be still of immediate interest today. The primacy
of the physician was accentuated. But the way of the participation from doctors in
rescue services was disputed. Full-time medicines were in competition to part-time
medicines who did only a few shifts. Volunteer and professional paramedic personal
was educated and controlled by medicines. Guidelines for vehicles and quarters, for
emergency departments and their equipment and for communication centres were established.
Further the treatment of unconscious people, the participation of hospitals in rescue
services, and regularies for the reception of patients in hospitals were recommended.
The difference between urban settlement and countryside was considered in the way
that in cities professional personal in regular ambulance stations and in the countryside
volunteers were on duty. Everywhere first aid should be educated and first aid material
hold ready. One ambulance for every district should be provided. The patients had
to pay for using an ambulance, the costs of the rescue service should be payed by
the communities and districts.
Schlüsselwörter
Geschichte des Rettungswesens - Qualitätsstandards - Reichsgesundheitsrat - Zentralkomitee
für das Rettungswesen - Ernst von Bergmann
Key words
History of rescue services - Medical guidelines - Reichsgesundheitsrat - Zentralkomitee
für das Rettungswesen - Ernst von Bergmann
Literatur
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- 13 Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtes 1912, Nr. 52, S. 1395, und
nach den Unterlagen der „Deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen” BA
Potsdam, Sign 15.11 Bestand 1152. Blatt 42 - 48.
Dr. med. Alexander Sudahl
Schützenhausweg 12
66538 Neunkirchen