Abstract
Ausgehend von den Entwicklungsaufgaben des Jugendalters wird dargestellt, wie Systemische
Therapeuten den Herausforderungen zu begegnen suchen, die die Psychotherapie mit Jugendlichen
stellt. Es werden Vorgehensweisen geschildert, die darauf abzielen, ein Erleben von
Abhängigkeit von der TherapeutIn aufseiten des Jugendlichen zu vermeiden und seine
Kompetenz- und Kontrollüberzeugung zu fördern. Verschiedene Gesichtspunkte bezüglich
der Wahl des im jeweiligen Fall angemessenen Therapie-Settings werden diskutiert;
im Weiteren wird ausgeführt, warum aus systemischer Sicht gerade im Jugendalter die
Mehrpersonen-Perspektive von hoher Bedeutung ist. Schließlich werden Hinweise gegeben,
wie man die Therapie mit Jugendlichen in einen Kontext der Kompetenz stellen kann,
und es wird verdeutlicht, wie sehr gerade in der Jugendlichenpsychotherapie eine Zukunfts-
und Ressourcenorientierung von Bedeutung ist.
Keywords:
Systemische Therapie, - Therapiesetting, - Mehrpersonenperspektive, - Erleben von
Selbstwirksamkeit, - Kontext der Kompetenz, - Zukunftsorientierung, - Ressourcenorientierung
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1 Steve de Shazer spricht von einer Kundenbeziehung, wenn eine KlientIn ein Problem
formuliert und an diesem Problem arbeiten will, von einer Klagendenbeziehung, wenn
die KlientIn das Problem beklagt, aber zu Veränderungsschritten noch nicht bereit
ist, und von einer Besucherbeziehung, wenn die KlientIn kein eigenes Therapieanliegen
hat, häufig von anderen - unter Zwang - geschickt wurde.
2 Zwar wird dieser anfangs unter dem Druck der Umwelt von der Familie formuliert; in
zehnjähriger Arbeit mit ca. 70 jungen Sexualstraftätern kam es jedoch bei allen (!)
Behandlungen zu einem vorzeitigen Abbruch, die lediglich auf den Auftrag der Familie
aufgebaut waren.
Adresse des Autors
Dr. med. Wilhelm Rotthaus
Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Rheinischen
Kliniken Viersen
Horionstraße 14
D-41749 Viersen