Abstract
Ein wesentlicher Grundzug der Adoleszenz ist die Omnipotenz, die dem Individuum die
Kraft gibt, sich der Realität entgegenzusetzen und seine Pläne zu realisieren. Um
dazu fähig zu sein, muss es seine Größen- und Allmachtsfantasien mit seinen Ich-Fähigkeiten
verknüpfen, was in den verschiedenen Lebensphasen in immer neuen Anläufen versucht
werden muss. Der Aufbau innerer Räume, in denen die Spannung zwischen Wunsch und Wirklichkeit
ausgehalten werden muss, spielt dabei eine wesentliche Rolle, und während der Adoleszenz
entscheidet sich, welche Kanäle das Individuum zur Verfügung haben wird, um seine
Omnipotenz umzusetzen: Arbeit, Freizeit oder Gewalt.
Keywords:
Adoleszenz, - Omnipotenz, - Allmachtsfantasien, - ethnopsychoanalytische Aspekte,
- innere Räume, - Veräußerlichung, - Negativismus, - Angstlust
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1 Es ist nicht zufällig, dass René Descartes, einer der Begründer der neuzeitlichen
Philosophie, der Problematik der Unterscheidung von Traum und Realität großes Interesse
zuwandte. Weil er zum Schluss kommt, dass es keine eindeutigen Kriterien gibt, die
eine Unterscheidung ermöglichen, kommt er zum Schluss, dass nur dem Zweifel zu trauen
ist (Descartes 1637, S. 53).
2 Die psychoanalytische Theorie betrachtet die Omnipotenz vor allem von ihrer negativen
Seite her, als gestörten Narzissmus, dem Größenwahn verwandter als der Inspiration.
Damit unterläuft aber der Psychoanalyse ein ähnlicher Fehler, wie wenn sie die Sexualität
nur aus der Sicht der Sexualpathologie behandeln wollte.
3 Zu erinnern wäre an den Potlach, bei der wertvolle Güter zerstört wurden, um damit
die Macht des Häuptlings zu beweisen (vgl. Mauss 1923-24).
Korrespondenzadresse
Priv.-Doz. Dr. Mario Erdheim
Toblerstraße 60
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