Z Sex Forsch 2002; 15(4): 341-354
DOI: 10.1055/s-2002-36631
Aus dem Archiv der Sexualforschung

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Richard von Krafft-Ebing: Bericht über den Nachlass und Genogramm

Volkmar Sigusch1
  • 1Institut für Sexualwissenschaft · Klinikum der Universität
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Publication Date:
14 January 2003 (online)

Nachlass

Im Nachlass, den ich bei der Enkelin Marion Josefine Georgine und dem Urenkel Rainer Franz Constantin Krafft-Ebing in Graz gesehen und im vorigen Heft dieser Zeitschrift erwähnt habe (Sigusch 2002: 212), befinden sich:

Krankengeschichten

Überwiegend in Altdeutsch mit der Hand geschriebene Krankengeschichten aus den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sind der kostbarste Teil des Nachlasses (siehe als Beispiel Abb. [2], S. 352). Nach den Angaben des Urenkels handelt es sich um 1 386 Krankengeschichten in einem Gesamtumfang von etwa 7 600 Blättern aus den Jahren 1871 bis 1902. Etwa zehn Prozent der Krankengeschichten enthalten Briefe der Patienten oder dritter Personen wie Familienangehörige, Freunde und Ärzte.

Abb. 2 Erste Seite (von vier) einer von Richard von Krafft-Ebing mit der Hand verfassten Krankengeschichte (Archiv der Enkelin Marion Josefine Georgine und des Urenkels Rainer Franz Constantin Krafft-Ebing, Graz)

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Hinweise des Krafft-Ebing-Assistenten Alfred Fuchs, der in seinen Nachrufen schreibt: „v. Krafft-Ebings Art zu arbeiten basierte vornehmlich auf klinischer Beobachtung und er deduzierte seine Schlüsse immer nur aus einer grossen Anzahl analoger Fälle. Als er Wien (1902 in Richtung Graz; Anm. V. S.) verliess, nahm er eine Sammlung von mehr als 20 000 klinischen Krankengeschichten mit” (Fuchs 1903: 167). Und an anderer Stelle schreibt Fuchs (1924: 183): „Er hatte die Gewohnheit, alle Krankengeschichten selbst zu skizzieren. Viele Tausende solcher einzelner Blätter mit seiner charakteristischen, nicht leicht lesbaren Handschrift sind noch in Mariagrün [dem von ihm gegründeten Sanatorium bei Graz; V. S.] vorhanden”.

Auch nach meinem Eindruck hat Richard Freiherr von Krafft-Ebing die allermeisten Krankengeschichten des Grazer Nachlasses selbst geschrieben; einige sind offenbar von Assistenten verfasst und nicht selten von Krafft-Ebing mit Anmerkungen versehen worden. Die Nachfahren, die ihn allerdings nicht mehr selbst erlebt haben, berichten dagegen, der Professor habe ununterbrochen gearbeitet und alle Krankengeschichten selbst geschrieben. Dabei habe er viel Kaffee getrunken, um sich wach zu halten.

Nach den von mir durchgesehenen Krankengeschichten hat Krafft-Ebing in den allermeisten Fällen eine allgemeine psychiatrische oder neuropathologische Diagnose wie Neurasthenie, Paranoia, Mania, Melancholie, Hysterie, Dämmerzustand, Dementia, Morphinismus oder Tabes gestellt; nur selten diagnostizierte er ein Bild aus dem Kreis der Psychopathia sexualis wie conträre Sexualempfindung oder Exhibitionismus.

Bei allen Krankengeschichten, die ich genauer angesehen habe, konnten die Namen der Patientinnen und Patienten identifiziert werden, darunter etliche Mitglieder des damaligen österreichischen und ungarischen Hochadels. Neben den Krankenblättern existieren Aufzeichnungen Krafft-Ebings, aus denen sich die Namen und die Erkrankungen der Patienten ergeben, die in dem von ihm 1885/1886 auf dem Rosenberg bei Graz gegründeten Privatsanatorium Maria Grün (heute Mariagrün geschrieben) behandelt worden sind.

Handschriften von Patienten

Außer den bereits erwähnten Briefen enthält der Nachlass nach Angaben des Urenkels 50 bis 60 Briefe, Autobiographien und sonstige Schriften im Umfang von über 400 Blättern, die von Patienten mit der Hand geschrieben worden sind, darunter wiederum bekannte Personen des Hochadels.

Handschriften von Kollegen

Zu diesen etwa 50 Autographen im Umfang von etwa 160 Seiten gehören Briefe und Postkarten u. a. von Benedikt, Erb, Jolly, Meynert, Nothnagel, Obersteiner, Schüle und William Stern, die nach meiner Durchsicht kaum von historischer Bedeutung sein dürften. So teilt beispielsweise Theodor Meynert mit, dass seine Tochter Theodra Leopold von Stockert heirate. Enttäuschend war, dass Briefe von Sigmund Freud bereits vor Jahren herausgelöst und verkauft worden sind.

Im engeren Sinne sexualwissenschaftlich interessant sind lediglich zwei Briefe. Ein Brief, höchstwahrscheinlich aus dem Jahr 1891, in dem der 29-jährige Berliner Arzt Albert Moll - nach der Jahrhundertwende wird er so berühmt sein wie Krafft-Ebing in diesem Moment ist - zunächst dem 51-jährigen Professor für die „Vorrede”, höchstwahrscheinlich zu seinem Buch „Die Conträre Sexualempfindung” (Moll 1891), „nochmals” seinen „aufrichtigsten Dank” sagt, um dem Kollegen danach im Detail zu berichten, auf welche urnischen und sonstigen merkwürdigen oder ihm bisher unbekannten sexuellen Dinge er in jüngster Zeit gestoßen ist (s. Abb.[3], S. 353).

Abb. 3 Erste Seite (von acht) eines auf den 9. Juli 189? unvollstÌndig datierten Briefes von Albert Moll wahrscheinlich aus dem Jahr 1891 an Krafft-Ebing (Archiv der Enkelin Marion Josefine Georgine und des Urenkels Rainer Franz Constantin Krafft-Ebing, Graz)

Den zweiten Brief hat der Kölner „Civil-Ingenieur” Paul Gassen im Jahr 1896 an Krafft-Ebing geschrieben, ein „Special-Erfinder”, der mit seiner „Mechanica sexualis”, speziell mit seinem „Erector”, nicht nur jedem Sexuologen bekannt ist, sondern als ein Pionier der modernen Sexualmaschinen anzusehen wäre (s. Abb. [4], S. 354). Krafft-Ebing (1897: 217, 220 f) hat in „Friedreich's Blätten für gerichtliche Medicin und Sanitätspolizei” berichtet, dass Gassen ihm 1891, „da kein geeigneter Fall zur Hand war, am eigenen Körper sein Instrument” demonstriert hätte. Im selben Jahr hat Krafft-Ebing dem Landgericht Köln, vor dem Gassen wegen „unzüchtiger Annoncen” angeklagt war, mit Erfolg für den Angeklagten den „medicinischen Werth” des Erectors dargelegt. Obgleich dem Gutachter „zu Dank verpflichtet”, verwendete Gassen „den Inhalt des Gutachtens rücksichtslos zu Reclamezwecken für seinen ‚Erector’ in Flugschriften, Zeitungsannoncen u. s. w.” Angesichts dieser „missbräuchlichen” und „tadelnswerthen” Verwendung seines Gutachtens warnt Krafft-Ebing alle Sachverständigen und schreibt: „Ich protestire dagegen”.

Abb. 4 Erste Seite (von vier) eines Briefes von Gassen an Krafft-Ebing vom 24. Februar 1896 (Archiv der Enkelin Marion Josefine Georgine und des Urenkels Rainer Franz Constantin Krafft-Ebing, Graz)

Handschriften von Krafft-Ebing

Neben wissenschaftlichen Notizen und Kommentaren, die laut Urenkel einen Umfang von mehr als 2 000 Seiten haben sollen, sind Briefe besonders anrührend, die Krafft-Ebing an seine Frau Maria Luise und an seine Kinder geschrieben hat. Sehr oft redet er seine Frau kurz und knapp als LL (für: Liebe Luise) an und schließt mit der Wendung Gruß Kuß oder Grüße Küße - als hätte er auch den gesellschaftlichen Auftrag, die Sprache der Kommunikationstechnik SMS vorherzunehmen, in der zur Zeit das Kürzel guk (für: Gruß und Kuss) beliebt ist.

Die heute lebenden Verwandten erzählen in diesem Zusammenhang, dass Krafft-Ebing eine harmonische Ehe geführt habe. Zu seinen Lebzeiten habe es weder einschneidende Konflikte in der Familie noch sonstige Katastrophen gegeben. Erst nach seinem Tod hätten sich die drei Kinder um das Erbe gestritten. So wurde dem Sohn Johann Nepomuk Richard, gerufen Hans, von seinen Geschwistern auf den Schilling vorgerechnet, was es wert war, dass er in einem Nebenhaus des vom Vater gegründeten Privatsanatoriums Maria Grün wohnen durfte, ein sehr eindrucksvolles Haus mit Aufgängen, Lichtkuppeln, Terrassen und großen Sälen, das der Sohn Hans eher verunzierte, indem er es mit einem rundlichen Anbau samt großer Terrasse erweiterte.

Veröffentlichungen von und über Krafft-Ebing

Der Nachlass enthält zwei foudroyant aufgemachte Festschriften für Krafft-Ebing sowie ein Konvolut von Monografien, die der Protagonist selbst verfasst hat. Da mir einige der Werke nicht bekannt waren, habe ich den Urenkel um eine Aufstellung gebeten, die er nach meinem Besuch auch angefertigt hat, und vor Ort so viel wie möglich für eine zukünftige Personalbibliografie notiert. Schließlich sind Forscher bis zur Stunde im Wesentlichen auf die Angaben von Fuchs (1902) und Oosterhuis (2000) angewiesen, die unvollständig und im Falle Fuchs oft falsch sind.

Außerdem ist der Vertrag über die 10. Auflage (und die folgenden) dieses Werkes erhalten, den Krafft-Ebing mit der Verlagshandlung von Ferdinand Enke in Stuttgart am 28. resp. 30. Oktober 1897 abgeschlossen hat. Nach dem von Ferdinand Enke selbst unterzeichneten Vertrag, der den alten Vertrag vom 17. resp. 19. April 1886 ablöste, standen Krafft-Ebing pro Auflage 20 Freiexemplare und als Honorar 3 000 Mark zu. Die Auflagenhöhe betrug 2500 Exemplare.

Sehr interessant sind die handschriftlichen Korrekturen und Ergänzungen, die Krafft-Ebing in den Fahnen der 11. Auflage der „Psychopathia sexualis” angebracht hat, indem er beispielsweise weitere Fallgeschichten in die 11. Auflage hineinklebte. Einige Überprüfungen, die wir vorgenommen haben, zeigen, dass diese Ergänzungen und Korrekturen tatsächlich in der 12. Auflage des Buches enthalten sind. Neben den Ergänzungen Krafft-Ebings finden sich Korrekturen von höchstwahrscheinlich anderer Hand, die möglicherweise der Verlag vorgenommen hat. Editorisch unterscheidet sich die 12. Auflage der „Psychopathia sexualis” nicht von den vorausgegangenen; sie enthält ein Vorwort des Protagonisten, das mit dem Todesort und -monat unterzeichnet ist: „Graz, December 1902”. Auf einem Blatt zwischen Titelseite und Vorwort schreiben seine Assistenten H. Gugl und A. Stichl im April 1903: „Die Herausgabe der 12. Auflage [...] war des dahingeschiedenen Verfassers letzte Arbeit. Kurz vor seiner Erkrankung war die vorliegende Auflage druckfertig” (vgl. Sigusch 2002: 229, Kasten 2). Gugl und Stichl sollten also nicht als Herausgeber aufgeführt werden.

Zeitungsausschnitte

Der bereits erwähnte Sohn Johann Nepomuk Richard, gerufen „Hans”, hat nach dem Tod Krafft-Ebings populäre Berichte über seinen Vater gesammelt und sogar einen Ausschnittdienst mit der Durchsicht der Zeitungen beauftragt. Dem Konvolut im Nachlass kann entnommen werden, dass auch noch das letzte Provinzblatt den Tod des Protagonisten gemeldet hat. Erhalten sind im Nachlass auch einige Karikaturen, die allerdings kaum zum Lachen anregen.

Urkunden

Außer der Geburtsurkunde enthält der Nachlass offenbar alle wesentlichen Urkunden vom Adelsbrief über Ernennungen, die „Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät mit Allerhöchster Entschließung allergnädigst zu verleihen geruht haben”, wie es dort stereotyp heißt, bis hin zu einem Pass für eine Reise im Jahr 1900 zu einem Kongress in Moskau.

Den Reisepass-Eintragungen zufolge sah Krafft-Ebing wie folgt aus: Statur groß, Mund regelmäßig, Nase regelmäßig, keine besonderen Kennzeichen, Augen braun. Die Nachfahren berichten: Der Professor sei in der Lage gewesen, allein durch seinen Blick Patienten zu beruhigen. Außerdem habe er zum Beruhigen der Patienten (Psychopharmaka gab es noch nicht) Klavier gespielt. Krafft-Ebings Wiener Kollegen und Freunde, darunter Ober„steiner und Wagner von Jauregg, nennen ihn in ihrem Nachruf in den „Jahrbüchern für Psychiatrie und Neurologie” (Anon. 1903: I) einen „edlen, herzvollen, für alles Schöne begeisterten, mit einem tiefen, weichen Gemüte begabten Menschen”. Und Karplus (1903: 22) schreibt in seinem Nachruf: „Er war eine durchaus vornehme Natur. Gegenüber seinen Kranken war er von einer rührenden Güte und Freundlichkeit. Da konnte ihn nichts aus seiner Ruhe bringen, er besaß eine vollendete Selbstbeherrschung, er erwies sich jeder Situation gewachsen. Seine hohe Gestalt, sein fester Gang, sein ruhiger Blick, sein durchgeistigtes Antlitz waren von einer oft wunderbaren Wirkung auf die aufgeregtesten Kranken. Niemand hat ein rohes Wort von ihm gehört [...]”; er war „die Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue selbst”. Und Fuchs (1903: 167) fasst den Charakter des Professors kurz und bündig so zusammen: „Sein Wesen war von vollendeter Vornehmheit; er war ein reicher Geist, ein edler Mensch, hilfreich und gut”. Später fügt Fuchs (1924: 183) hinzu: „Seine Gutmütigkeit und sein Vertrauen wurden vielfach ausgenützt und getäuscht”. Und es gilt natürlich auch hier: De mortuis nil nisi bene.

Den Urkunden kann zum Beispiel entnommen werden, wann Krafft-Ebing als Arzt approbiert worden ist, wie lange er wo gearbeitet hat, wann er zum außerordentlichen oder ordentlichen Professor an welcher Universität ernannt worden ist und wie viele Gulden er verdiente. (Als ordentlicher Professor für Psychiatrie und Neuropathologie an der Universität Wien erhielt er 2 200 Gulden als Jahresgehalt sowie eine Zulage von 800 Gulden). Die meisten Daten, die in dem Lebenslauf (vgl. Sigusch 2002) genannt werden, sind unmittelbar den Originaldokumenten entnommen worden.

Aus dem Nachlass ergibt sich auch, welche Auszeichnungen Krafft-Ebing erhalten hat. Neben zahllosen Ehrenmitgliedschaften in wissenschaftlichen Gesellschaften sei nur die Ernennung zum Comthur des Franz Joseph-Ordens erwähnt, die am 28. Februar 1902 erfolgte, zehn Monate vor dem Tod des Geehrten. Auf einen Blick können etliche Auszeichnungen einer Todesanzeige der Witwe entnommen werden, die wir abgebildet haben (vgl. Sigusch 2002: 247, Dok. 8).

Fotos, Porträts und Büsten

Kinder- und Jugendfotos des Protagonisten sind offenbar nicht erhalten - mit einer Ausnahme: ein tief unter Glas liegendes, nicht kopierbares Foto, auf dem Krafft-Ebing wenig ansprechend als farbentragender Verbindungsstudent figuriert. Das älteste Foto zeigt ihn 1900 in Moskau. Die schönsten Fotos stammen wahrscheinlich aus dem Sommer des Jahres 1888, sind vor dem Gartenhaus der Familie in der Goethestraße in Graz aufgenommen worden und zeigen einmal die gesamte Familie, den Professor, seine Frau und die drei Kinder, andermal die Familie zusammen mit drei weiblichen Verwandten der Frau.

Während sich im Nachlass nur wenige Photos des Protagonisten und seiner Familie befinden, besitzen die Nachkommen viele Gemälde, auf denen Vorfahren Krafft-Ebings porträtiert sind.

Außerdem existieren zwei oder drei Büsten des Protagonisten. Eine, von Richard Kauffungen geschaffen, wurde bereits 1908 in der Ehrenhalle (Arkadenhof) der Universität Wien aufgestellt. Die Festrede hielt damals Julius Ritter Wagner von Jauregg (1908). Eine andere wurde von den Nachfahren der Universität Graz geschenkt und dort 1995 aufgestellt (vgl. Pichler 1995).

Varia

Zu den weiteren Memorabilia, die der Nachlass enthält, gehören ein Rezeptblock und das Exlibris des Protagonisten, Todesanzeigen und Danksagungen der Witwe. Ferner existiert ein Koffer voller Sonderdrucke, die dem Protagonisten von Kollegen zugesandt worden sind, sowie verstreute Briefe.

Gelesen habe ich einen Brief des Sohnes Hans an den Verleger Ferdinand Enke, in dem er mehr Geld verlangt, bezogen auf eine von Alfred Fuchs (1870-1927) nach dem Tod von Krafft-Ebing besorgte Auflage der „Psychopathia sexualis”. Enke lehnt die Forderung in aller Schärfe ab, schreibt, dass sein Haus immer seriös gewesen sei und verweist auf den Rechtsweg. Aus diesem Brief Enkes vom 3. September 1912 ergibt sich, dass der Neuropathologe Professor Heinrich Obersteiner (1847-1922) den Krafft-Ebing-Schüler Fuchs als Bearbeiter der „Psychopathia sexualis” empfohlen hat. Da Fuchs offensichtlich nicht der Hellste und Zuverlässigste war, könnte an eine späte Rache des befreundeten Kollegen Obersteiner an dem berühmten Professor gedacht werden, nach dem übrigens eine Gasse in Wien (14. Bezirk) und eine Straße in Graz (11. Bezirk) benannt ist. Wird aber bedacht, wie überaus erfolgreich Obersteiner, dieser „Vertreter jenes vornehmen Alt-Wiener Patriziertums, das ebenso durch seine Schlichtheit wie durch seinen natürlichen Charme bezauberte” (Lesky 1965: 387), als Lehrer, Forscher und Mäzen in aller Welt war, verflüchtigt sich dieser hässliche Verdacht.

Literatur

  • 1 Anonymus. Nachruf auf Richard von Krafft-Ebing.  Jahrb Psychiatr Neurol. 1903;  23 I-III
  • 2 Fuchs A, von Krafft-Ebing Richard. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychiatrie und Neurologie in Wien.  Wiener klin Rundsch. 1902;  17 243-246, 263-265, 281-284
  • 3 Fuchs A. Hofrat Richard Freiherr v. Krafft-Ebing.  Münch med Wochenschr. 1903;  50 167
  • 4 Fuchs A. Richard Freiherr v. Krafft-Ebing. 1840-1902. In: Kirchhoff T (Hrsg). Deutsche „Irrenärzte, Bd. 2. Berlin: Springer; 1924
  • 5 Gotha. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Jg. 91, Teil B. Gotha: Perthes; 1941
  • 6 Moll A. Die Conträre Sexualempfindung. Mit Benutzung amtlichen Materials. Mit einem Vorwort von R. v. Krafft-Ebing. Berlin: Fischer’s Medicinische Buchhandlung H. Kornfeld; 1891
  • 7 Karplus I P, Krafft-Ebing. Wiener klin.  Wochenschr. 1903;  16 21-22
  • 8 Krafft-Ebing R v. Gerichtliches Gutachten über ein von dem Techniker Paul Gassen erfundenes Instrument zur Behebung der Impotenz, genannt Erector.  Friedreichs Bl gerichtl Med. 1897;  48 217-221
  • 9 Lesky E. Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Graz, Köln: In Kommission bei Böhlaus Nachf.; 1965
  • 10 Oosterhuis H. Stepchildren of nature. Krafft-Ebing, psychiatry, and the making of sexual identity. Chicago, London: University of Chicago Press; 2000
  • 11 Pichler A A. „Graziöser” Schmerz. Vor 100 Jahren schuf der Psychiater Richard Krafft-Ebing in Graz den Begriff „Masochismus”. Kleine Zeitung (Graz) vom 23. März 1995, S. 30
  • 12 Sexau R. Aufruf betr. Prof. Dr. Richard Freiherrn von Krafft-Ebing.  Vierteljahrsber Wissenschaftlich-humanitären Komitee. 1911;  2 (3) 341
  • 13 Sigusch V. Richard von Krafft-Ebing zwischen Kaan und Freud. Bemerkungen zur 100. Wiederkehr seines Todestages.  Z Sexualforsch. 2002;  15 211-247
  • 14 Wagner-Jauregg J. Richard v. Krafft-Ebing. „Rede, gehalten anlässlich der Enthüllung des Krafft-Ebing-Denkmales am 7. d. M.”, d. i. 7. Oktober 1908.  Wiener med Wochenschr. 1908;  58 2305-2311

Prof. Dr. Volkmar Sigusch

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