ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2003; 112(3): 59
DOI: 10.1055/s-2003-38454
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leben in der Komfortzone

Cornelia Gins
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Publication Date:
04 April 2003 (online)

Im Januar fand zum neunten Mal der Marketingkongress der Degussa Dental in Frankfurt statt. Zielgruppe für diesen Kongress sind die Zahntechniker, doch ist das Thema dieser Tagung eigentlich nicht an eine Fachgruppe gebunden. Mir fällt immer wieder auf, dass gerade die Gruppe der Zahntechniker an Fortbildungen jeglicher Art ein ungeheures Interesse hat. So besuchten auch diese Veranstaltung ca. 1000 Teilnehmer, um sich über erfolgreiche Betriebsführung in mageren Zeiten kompetent informieren zu lassen.

Der Begriff des Marketings ist heutzutage nicht nur positiv belegt. Aus einer ganz sachlichen Definition - nämlich der der Ausrichtung eines Unternehmens auf die Förderung des Absatzes - hat sich in den letzten Jahren ein boomender und sehr lukrativer Dienstleistungszweig entwickelt. Marketingkurse jeglicher Couleur stehen nach wie vor ganz oben in der Beliebtheitsskala von Anbietern und Interessenten. Für mich nimmt der Marketingkongress der Degussa Dental hier allerdings eine besondere Stellung ein. Analyse, Strategie, Taktik und Umsetzung in Bezug auf die veränderten beruflichen Rahmenbedingungen lautete diesmal das Tagungsthema. Ausblicke im Gesundheitswesen, das Finanzwesen und die Werbung in eigener Sache als eines der wichtigsten Marketingmittel überhaupt eröffneten Perspektiven, wie das berufliche Umfeld vor den sich nun sich neu abzeichnenden Strukturen aktiv zu beleben sein könnte. Doch neben diesen ganz konkreten steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Informationen und Anregungen, beispielsweise über die Auswirkungen von Basel II auf die künftige Unternehmensstrategie, sind es die Beiträge für den „Kopf”, die für mich immer wieder und so auch diesmal das Wesentliche dieser Veranstaltung ausmachen.

Äußere Veränderungen, hervorgerufen durch Politik und Gesellschaft, bestimmen maßgeblich die Veränderungen bzw. Reaktionen im Inneren, also in der persönlichen Entscheidungsfindung, die dann wiederum berufliche und private Weichenstellungen zur Folge hat. Der Beitrag über die Möglichkeiten, das Gehirn ganz bewusst auf Problemlösungen trainieren zu können und dabei in der Tat einen Lustgewinn, das berühmte Flow-Gefühl, zu empfinden, hat mich kolossal beeindruckt. Es hat mich darin bestätigt, dass es für persönliche Entscheidungen ganz wichtig ist, über mentale Prozesse und Programmierungen Bescheid zu wissen. Aktive strukturelle Veränderungen im Leben und Beruf benötigen vorab eine Bewusstseinskorrektur. Rein kochrezeptartiges, theoretisch angeeignetes Wissen wie eben über gängige Marketingstrategien ist bestimmt unerlässlich, wird aber ohne Veränderungen im Denkmuster nur den halben Erfolg bringen. Und Erfolg hat langfristig nur der, der sich immer wieder motivieren kann. Motivation bedeutet, sich immer wieder mit Freude(!) Herausforderungen zu stellen. Tödlich für den Erfolg ist das Leben in der Komfortzone, so der bekannte Motivationstrainer Jörg Löhr. Die Komfortzone verspricht zwar Sicherheit, Ruhe und Bequemlichkeit, aber eben auch Stagnation. Bekanntes Unglück scheint immer leichter ertragbar als unbekanntes Glück. Doch das Ausbrechen aus dieser Falle und bewusstes Akzeptieren von Unbehaglichkeiten und imaginärer Gefahr können uns dann ebenfalls zum Flow-Gefühl verhelfen. Nur durch bewusst eingeleitete Veränderungsprozesse lassen sich neue Strategien finden und Visionen verwirklichen. Positive Motivation hilft uns aus der Komfortzone, denn nur Optimisten können Visionen entwickeln.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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