Pneumologie 2003; 57(6): 314
DOI: 10.1055/s-2003-40050
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ein etwas anderer Blick

A Somewhat Different ViewR.  Kropp, U.  Costabel
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Publication Date:
18 June 2003 (online)

In einer eigenen Rubrik wird die „Pneumologie” zukünftig Beiträge zu historischen Themen aus dem gesamten Bereich der Lungen- und Bronchialheilkunde samt ihrer Randgebiete anbieten [1]. Dieses „Historische Kaleidoskop”, wie wir es nennen möchten, wird in loser Folge Artikel über die unterschiedlichsten Facetten unseres Faches zum Inhalt haben. Grundsätzliches, medizinische Entwicklungen, Fortschritte, Irrwege, der ärztliche Alltag, soziale und kulturelle Auswirkungen sollen zur Sprache kommen. Im Laufe der Zeit kann sich so aus den vielerlei Bildern dieser Serie ein vertieftes Wissen, ein Gefühl für die Vergangenheit der Lungenheilkunde, nicht nur der Phthisiologie, bilden und ein anderer, ein weiterer Blick entstehen.

„Die Medicin von heute gleicht so wenig der Medicin von damals, sie ist so sehr verschieden von jener zweitausendjährigen, traditionellen Medicin, dass es gegenwärtig schon als Zeichen von besonderer Gelehrsamkeit gilt, wenn jemand überhaupt noch ein volles und vorurteilloses Verständnis der Vergangenheit besitzt.” (Rudolf Virchow). Weiß man um die „ahistorische” Denkweise vieler heutiger Menschen, sicherlich auch vieler Ärzte, ist deren Verhaftung in der aktuellen Medizin mit ihren fast ausnahmslos naturwissenschaftlichen Methoden und damit ihre geistige Abhängigkeit von ihr begreiflich. So geht Vieles in unserer schnelllebigen Zeit mit ihren häufigen Umbrüchen rasch verloren, verschwindet aus der Erinnerung und wäre doch wert, bewahrt zu werden.

Hingegen lehrt die historische Dimension die Bedingtheit der aktuellen Medizin, auch unserer Pneumologie. Die Kenntnis früherer Gedankengänge, das Verständnis für Entwicklungen und Handlungsweisen etc. können entscheidend zum besseren Begreifen heutiger Verhältnisse beitragen. Die Beschäftigung mit der Geschichte kann frühere Überlegungen und Konzepte aufzeigen, damalige und auch heutige Verfahren begreiflich machen, die geisteswissenschaftliche Fundierung der Medizin in Erinnerung rufen - und vor allem die Heutige Bescheidenheit lehren [2] [3] [4]. Darüber hinaus soll das Historische Kaleidoskop über derzeitige medizinhistorische Forschungsrichtungen und -ergebnisse informieren. Nicht zuletzt werden interessante Einzelheiten erzählt und manchen zum Erinnern, auch zum Schmunzeln bringen.

Bei der Vielfältigkeit dieses Vorhabens ist ein Dialog mit den Lesern sinnvoll und wünschenswert; wir sind daher dankbar für jede Stellungnahme, jede Überlegung und jeden Vorschlag, vor allem zu Themen und Autoren.

Das Historische Kaleidoskop wird von einem Gremium erfahrener, an der Geschichte der Pneumologie interessierter Persönlichkeiten verantwortet, welchem derzeit angehören:
Professor Dr. U. Costabel, Essen, Professor Dr. H. S. Fuchs, Bonn, Professor Dr. H. Jungbluth, Gießen, Dr. H. J. Klippe, Großhansdorf, Professor Dr. N. Konietzko, Essen, Dr. R. Kropp, Fulda (federführend), Professor Dr. R. Loddenkemper, Berlin, Professor Dr. G. Neumann, Stuttgart, Dr. M. Teschner, Bremen.

Wir wünschen allen Lesern Gewinn und Vergnügen bei der Lektüre des Historischen Kaleidoskops.

Literatur

  • 1 Teschner M. Warum Geschichte der Pneumologie?.  Pneumologie. 2003;  57 340-341
  • 2 Bartmann K. Kritik der Ursachenforschung bei Infektionskranheiten. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2001
  • 3 Bartmann K. Gedanken zu Gewinn und Wandel von Wissen in der Humanmedizin.  Prax Klein Pneumol. 1987;  41 467-473
  • 4 Bergdolt K. Warum Medizingeschichte?.  Deutsches Ärzteblatt. 1998;  95 812-816

Dr. med. Robert Kropp

Bahnhofstraße 4

36037 Fulda

Email: dr.robert.kropp@gmx.de

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