Zusammenfassung
Großchadensereignisse sind nicht vorhersehbar und führen bei ihrem Eintritt neben
anderem zu erheblichen gesundheitlichen Schäden bei einer Vielzahl von Betroffenen.
Um diese Schäden so gering wie möglich zu halten, sind entsprechende Planungen nicht
nur notwendig, sondern zum Teil vorgeschrieben. Krankenhäuser spielen bei der medizinischen
Versorgung der Betroffenen eine zentrale Rolle, weshalb z. B. das Bayerische Katastrophenschutzgesetz
(BayKSG) festgelegt hat (Art. 8, Abs. 1 - 2), dass Träger von Krankenhäusern Alarm-
und Einsatzpläne aufzustellen und fortzuschreiben haben. Eine Umfrage von 81 unter
212 bayerischen Krankenhäusern (38 %) hat gezeigt, dass den gesetzlichen Verpflichtungen
nur unzureichend Genüge geleistet wird. Limitierende Faktoren sind dort zu finden,
wo große finanzielle Investitionen auf die Krankenhäuser zukommen und dort, wo sich
aufgrund veränderter politischer Sachlage Änderungen ergeben haben. Allem voran sind
die Zahlen an verfügbaren Intensivbetten - in Abhängigkeit davon, ob mehrzeitig operiert
wird bzw. welche Verletzungsqualitäten vorliegen - unzureichend. Weiterhin zeigt der
zwischenzeitliche Bettenabbau (- 34 %) - sowie die zunehmend verkürzten Liegezeiten
und der damit verbundene stark erhöhte Patientendurchsatz (+ 20 %) pro Jahr, dass
auch im Personalbereich Faktoren zu finden sind, die die Spielräume für einen Katastrophenfall
limitieren. Die Auflösung von Hilfskrankenhäusern (in 12 % der Fälle vorhanden), der
Rückzug des Bundes aus dem Zivilschutz und die zunehmende Auflösung teurer und unrentabler
krankenhauseigener Apotheken stehen im Zeichen der veränderten politischen Situation.
Im Rahmen der Arbeit kann deutlich gemacht werden, dass eine Qualitätssteigerung in
der Katastrophenmedizin vor allem durch die Frage der Finanzierung geforderter Vorhaltungen
an Material und Personal eingeschränkt wird. Dieser Zustand wird anhalten, solange
keine eindeutige und für alle Seiten finanziell vertretbare Lösung zwischen Bund,
Ländern und Krankenhausträgern gefunden worden ist.
Abstract
Desasters are unforeseeable and leed among other things to massive injury of many
persons simultaneously. To cope with the resulting problems especially concerning
health of injured people, there is some planning necessary which is at least particularly
bound to special law (Bayerisches Katastrophenschutzgesetz). Hospitals play a major
role in the medical supply of injured persons. The bavarian law to cope with the results
of desasters therefore says that all hospitals which are suitable to cope with acute
and severely injured have to provide a certain planning to organise the handling of
emergency cases (clinical desaster medicine). Despite the legislative postulations
only few hospitals have kept to the rules and provide such kind of planning. In a
poll at which 81 of 212 bavarian hospitals (38 %) took part in, showed that the legislative
duty has only been insufficiently worked out. Limitation often can be found where
financial aspects are concerned. Above all, the number of intensive care units is
too small - depending of the qualities of injuries and the amount of patients which
have to undergo surgical measures more than once. Furthermore reducing of the amount
of hospital beds (- 34 %) in recent years combined with greater numbers of patients
(+ 20 %) treated under hospital conditions limitates the capacities for desaster planning
beside the routine work. The giving up of para-hospital institutions (existed in 12
% of all cases) where patients could be treated and the withdrawel of the federal
institutes from civil security as well as the closing up of expensive and unefficient
hospital-pharmacies show todays different political opinions. The study shows that
an improvement of quality in clinical desaster treatment and desaster management can
only be archieved when a defined and acceptable solution concerning financial questions
has been worked out. In these discussion all responsible groups have to be invited.
Schlüsselwörter
Katastrophenfall - Ressourcen - Finanzierung - Katastrophenschutzgesetz - Alarm- und
Einsatzpläne - Intensivbetten
Key words
Desaster - resource - financial aspects - law for desaster management alert planning
- intensive care unit
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Prof. Dr. med. Peter Sefrin
Sektion für präklinische Notfallmedizin
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97080 Würzburg