Suchttherapie 2003; 4 - 8
DOI: 10.1055/s-2003-822288

Qualitätssicherung in der Versorgung Suchtkranker

N Pörksen 1
  • 1Bielefeld

Die Suchttherapieszene ist in Bewegung geraten. Es gelten offenbar nicht mehr nur die „alten Wahrheiten“ des sogen. „Königwegs“ – Selbsthilfe, Beratung, Entwöhnung –, der zur vollkommenen und anhaltenden Abstinenz führt. Die Suchttherapie hat die vergessene Mehrheit entdeckt und muss auch denen ein therapeutisches Angebot machen, die nicht ausreichend motiviert sind, die nicht abstinent leben wollen oder können, die nicht in der klassischen Suchttherapieszene auftauchen. Suchttherapie gehört zur psychiatrischen Regelbehandlung. Suchttherapie ist erforderlich für die Klienten, die nur zum Hausarzt gehen, die im Allgemeinkrankenhaus aus Gründen behandelt werden, die zunächst nicht die Primärerkrankung Abhängigkeit berücksichtigten, die zu den Chronisch Mehrfachgeschädigten Abhängigkeitskranken (CMA) gehören, die in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe betreut werden oder die als Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfängern von unterschiedlichen Diensten betreut werden.

Bei einem so breiten Spektrum an Klienten verändern sich therapeutische Zielsetzungen, wachsen therapeutische Konzepte und Methoden, die jede ihren Sinn haben, solange es gelingt, dass die Therapeuten diese nicht zu Glaubenslehren oder alleinigem Allheilmittel erklären. Für jede Klientin, jeden Klienten die angemessene Behandlung zu finden und anzuwenden, die Hinführung zur Abstinenz, die motivierenden Verfahren der Gesprächsführung, die verhaltenstherapeutischen oder analytisch orientierten Ansätze, die psychoedukativen oder community reinforcement Verfahren, das kontrollierte Trinken oder die Alita-Therapie – all das unter Einbeziehung des familiären, sozialen und beruflichen Umfeldes, in der Nutzung nichttherapeutischer Hilfskonzepte und der Selbsthilfe – dieser Anspruch ist hoch.

Mancher Therapeut, vor allem der, der Suchtherapie nur nebenher leistet, hat seine liebe Mühe, sich zurecht zu finden, eine angemessene therapeutische Haltung zu finden und durchzuhalten, den Klienten das erforderliche Maß an Mitwirkung zuzutrauen und zuzumuten, in jedem Einzelfall den Anforderungen gerecht zu werden, auf Patentlösungen verzichten zu müssen usw. Mit all diesen Fragen wird sich das Referat beschäftigen, leider auch keine einfachen Patentlösungen offerieren, aber Wege zum Umgang mit der scheinbar unüberschaubaren Situation andeuten, die allerdings auf Papier wertlos sind. Therapeutische Haltung in der Suchtmedizin:

Einfach auf dem Papier, schwierig in der Praxis.