intensiv 2004; 12(1): 4-8
DOI: 10.1055/s-2004-812696
Intensivpflege
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bauchlagerung von Intensivpatienten - Gibt es neue Trends?

Rolf Dubb1 , Markus Hekler1 , Arnold Kaltwasser2
  • 1Klinikum Stuttgart Katharinenhospital, Stuttgart
  • 2Klinikum am Steinenberg, Reutlingen
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Publication Date:
21 September 2005 (online)

Einleitung

Schon 1967 beschrieben Ashbaugh et al. [1] erstmalig das Krankheitsbild des ARDS (acute respiratory distress syndrome) als eine akute Störung der Lungenfunktion in Anlehnung an das Atemnotsyndrom von Neugeborenen (IRDS, infant respiratory distress syndrome).

Schon damals erkannten sie das akute Lungenversagen als eine uniforme Lungenreaktion, ausgelöst durch die verschiedensten Noxen, gekennzeichnet durch eine exudative Frühphase sowie eine mit Proliferation und Fibrosierung einhergehende Spätphase.

Die Mortalität des ARDS hat in den letzten 10 Jahren deutlich abgenommen, liegt aber trotz moderner Behandlungsstrategien nach Literaturangaben immer noch bei 40-60 % in Abhängigkeit von Patientenalter, Grunderkrankung, MOF (Multiorganversagen) und anderen Einflüssen [2]. Aufgrund dieser hohen Mortalitätsrate gewinnen alle Maßnahmen, so auch die supportive Lagerungstherapie, zunehmendes Gewicht, welche durch die Verbesserung der Oxygenierung den Schweregrad bei eingetretenem ARDS mindern oder zur Prophylaxe eines ARDS beitragen.

Invasive Verfahren, wie z. B. die extrakorporale Membranoxygenierung, können aufgrund von Gerinnungsstörungen unmittelbar nach Frakturstabilisierung aufgrund des Blutungsrisikos und vor allem wegen der in den meisten Kliniken fehlenden materiellen und personellen Ressourcen nicht oder nicht zeitnah eingesetzt werden. Als Alternative stehen nicht invasive Verfahren zur Verfügung.

Unter den nicht invasiven Verfahren sind die Möglichkeiten der Verbesserung der Oxygenierung durch Lagerung seit längerem bekannt. Möglich sind die ­alternierende Bauch- und Rückenlage sowie die kontinuierliche axiale Rota­tion.

Die Bauchlagerung in Verbindung mit einem speziellen Weichlagerungssystem ist ein schnell verfügbares, durch die pflegerische und ärztliche Fachkompetenz sicheres und insgesamt ein für den Patienten schonendes Verfahren.

Literaturhinweise

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  • 3 Gattinoni L, Bombino M, Pelose P. Lung structure and function in different stages of severe adult respiratory distress syndrome.  JAMA. 1994;  271 1772-1779
  • 4 Gattinoni L, Pelosi P, Crotti S. et al . Effects of positive end-expiratory pressure on regional distribution of tidal volume and recruitment in adult respiratory distress syndrome.  Am J Respir Crit Care Med. 1995;  151 1807-1814
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  • 8 Rüdebusch S, Heinen F. Das „Wendemanöver” auf den Bauch. Bauchlage des beatmeten Patienten.  Journal für Anästhesie und Intensivbehandlung. 1999;  136
  • 9 Bein T, Metz C, Sembach M. et al . Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches mit Hilfe der kinestischen Therapie.  ­Anästhesil Intensivmed Notfallmed Schmerzhter. 1996;  31 391-394
  • 10 Murray J F, Matthay M A, Luce J M. et al . An expanded defination of the adult repiratory distress syndrome. Amer Re.  Respir Dis. 1988;  138 720-723
  • 11 Bein T, Metz C, Sembach M. et al . Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches mit Hilfe der kinestischen Therapie.  ­Anästhesil Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 1996;  31 391-394
  • 12 Gattinoni L, Tognoni G, Pesenti A. et al . Effect of prone positioning on the survival of patients with acute respiratory failure.  N Engl J Med. 2001;  345 (8) 568-573
  • 13 Dubb R, Hekler M, Kaltwasser A. Endotracheales Absaugen. Handbuch der Intensivpflege - 10. Erg.Lfg. (IV-3.7.5). Landsberg; ecomed 2001: 6-14
  • 14 Ashbaugh D G, Bigelow D B, Petty T L. et al . Acute respiratory distress in adults.  Lancet. 1967;  II 319-325

Rolf Dubb

Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital Operative Intensivstation C1

Kriegsbergstraße 60

70174 Stuttgart

Email: r.dubb@katharinenhospital.de

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