Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3564
DOI: 10.1055/s-2004-819780

Häufigkeit und Prädiktoren für die Entwicklung von posttraumatischen, depressiven oder ängstlichen Symptomen in den ersten Tagen nach einem Unfall

M Burgmer 1, C Lange 1, M Braunheim 1, M Langer 2, MJ Raschke 2, G Heuft 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster
  • 2Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster

Fragestellung: Das Auftreten posttraumatischer, depressiver oder ängstlicher Symptome nach einer unfallbedingten Verletzung und die Bedeutung definierter Einflussvariablen für die Entwicklung dieser wurden untersucht.

Methodik: Konsekutiv wurde bei 220 Patienten innerhalb von 2 Wochen nach einem Unfallereignis Daten zur prämorbiden Persönlichkeit, zur aktuellen Befindlichkeit, zum Unfallhergang, zur Verletzungsschwere sowie zu den Copingstilen erhoben.

Ergebnisse: Bei durchschnittlich mittelgradiger Verletzungsschwere erlebten 31% der Patienten das Unfallereignis als traumatisch. 27% der Patienten zeigten Wiedererlebens-Symptome, 4% der Patienten zeigten Vermeidungs-Symptome, 12,3% Symptome erhöhten Arousals. 3% der Patienten zeigten behandlungsdürftige Angstsymptome, 10% behandlungsdürftige Depressionssymptome. 45% aller Patienten zeigten mindestens ein psychopathologisches Symptom. Die posttraumatischen und ängstlich/depressiven Symptome korrelierten nur geringfügig miteinander.

Als prädiktiver Faktor für die Entwicklung posttraumatischer Symptome erwies sich, neben Faktoren des individuellen Copingsstils, die Verletzungsschwere als bedeutsam. Für die Entwicklung ängstlich/depressiver Symptome waren insbesondere Variablen der prämorbiden Persönlichkeit bedeutsam.

Diskussion: Deutliche psychopathologische Symptome innerhalb weniger Tage nach einem Unfallereignis mit mittelgradiger Verletzungsschwere sind bei Patienten relativ häufig. Die Entwicklung von posttraumatischen Symptomen wird hierbei im Wesentlichen durch die individuellen Copingstile und die Verletzungsschwere beeinflusst, die von ängstlichen bzw. depressiven Symptomen durch eine vorab bestehende psychische Störung. Die Entwicklung posttraumatischer oder ängstlich/depressiver Symptome nach einem Unfallereignis erscheint daher als voneinander unabhängig.