Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3631
DOI: 10.1055/s-2004-819783

Praxisbericht über den familientherapeutischen Liaisondienst auf einer neonatologischen Intensivstation

R Dörr 1, S Altmeyer 1, G Flatten 1, ER Petzold 1, H Hörnchen 2
  • 1Universitätsklinikum der RWTH Aachen
  • 2Klinik für Neugeborenen- und Konservative Kinderintensivmedizin, Univ.-Klinikum der RWTH Aachen

Hintergrund: Zu Beginn des Jahres 2001 wurde für die neonatologische Intensivstation ein familientherapeutischer Liaisondienst mit der Klinik für Psychosomatik und psychotherapeutische Medizin mit einem systemisch-ressourcenorientierten Schwerpunkt und einem Umfang von 9,6 Wochenstunden eingerichtet.

Der Bedarf besteht aufgrund der zahlreichen Belastungen für Eltern extrem früher und kleiner Frühgeborener. Unter anderem ist der Aufbau einer Eltern-Kind-Bindung unter den Bedingungen eines intensivmedizinischen Settings erschwert. Häufig kommt es zu akuten Belastungsreaktionen, posttraumatischen Symptomen, Angst, Depression, Irritabilität sowie Schlaf- und Essstörungen.

Methode: Den Frühgeborenenfamilien werden auf der Kinderintensivstation verschiedene Unterstützungsangebote gemacht (Einzel-, Paar- und Familiengespräche, Entspannungstraining, Imaginationsübungen), die bedarfsorientiert eingesetzt werden. Des Weiteren bestehen vielseitige Kontakte zum medizinischen Personal (Einzelkontakte, interdisziplinäre Fallbesprechungen,Visiten, Teambesprechungen). Es wurde eine enge Kooperation mit angrenzenden Institutionen (Sozialdienst, Seelsorge, familienorientierte Nachsorgeeinrichtung „Bunter Kreis“) aufgebaut. Eine ambulante Elterngruppe wurde eingerichtet.

Ergebnisse: Bis Juni des Jahres 2003 wurden 139 Familien oder Mütter von Frühgeborenen betreut.

Besonderheiten sind schwere posttraumatische Störungen, vorbestehende Beziehungsstörungen, so genannte Multiproblemfamilien und Interaktionsstörungen Eltern/medizinisches Team.

Resumee und Ausblick: Die Familien und das Personal werden durch das Angebot entlastet. Eine gute Vernetzung mit den angrenzenden Versorgungsstrukturen ist zeitaufwändig, sodass eine angemessene Weiterbetreuung der Familien mit ambulantem Unterstützungsbedarf nur bei Aufstockung des Zeitkontingents möglich sein kann.