Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3635
DOI: 10.1055/s-2004-819792

Intrusives Erleben bei akuter PTSD: eine fMRT-Studie bei Unfallpatienten

G Flatten 1, M Piefke 2, M Pestinger 2, T Arin 2, B Kohl 2, M Ohnhaus 2, H Erli 2, E Petzold 2
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Aachen
  • 2Universitätsklinikum der RWTH Aachen

Einleitung:

Bildgebende Untersuchungen (PET, SPECT, neuerdings fMRT) bei Patienten mit chronifizierter PTSD belegen auffällige zerebrale Aktivierungsmuster, die klinisch mit einer Störung der normalen Informationsverarbeitung einhergehen (Rauch, 1996 u. Shin, 1999, Lanius 2002, 2003). Intrusives Wiedererleben wird so als Folge einer funktionellen Blockierung informationsverarbeitender Prozesse interpretiert. Unklar ist bislang, welche zerebralen Aktivierungsmuster dem akuten Stadium der traumatischen Informationsverarbeitungentsprechen.

Fragestellungen:

Lassen sich spezifische hirnphysiologische Aktivierungsmuster (rCBF) für Patienten mit intrusiver Symptomatik bei akuter PTSD identifizieren? Als Regions of interest werden angesehen das limbische System, der anteriore zinguläre Kortex sowie präfrontale und temporale Assoziationsfelder.

Methoden:

Patienten der Klinik für Unfallchirurgie der Uniklinik Aachen mit chirurgischem Polytrauma (bzw. schwerem Monotrauma) wurden anhand des script-driven imagery unter Anwendung eines fMRT (Blockdesign) untersucht. Dazu wurden anhand eines narrativen Interviews zur Erfassung eines traumatischen Erlebnisses (in Anlehnung an TMI: Hopper, J. & van der Kolk, B. J. 2001) auditive Skripte hergestellt. Zur Absicherung der Diagnose wurden das SKID-II/PTSD und verschiedene psychometrische Instrumente angewendet. Die Intensität des intrusiven Erlebens während der Symptomprovokation wurde anhand subjektiver Einschätzungen auf einer VAS-Skala erfasst.

Ergebnisse:

Die Auswertung einer Gruppenstudie von sechs Patienten mit akuter PTSD (fixed effects model) bestätigt für das akute Stadium der traumatischen Informationsverarbeitung spezifische Strukturen des emotionalen und kognitiven Gedächtnissystems. Die bei Rekonfrontation mit dem traumatischen Ereignis aktivierten Hirnareale scheinen jedoch ausgedehnter als beim chronifizierten Störungsbild zu sein. Der Abruf von Erinnerungen mit intrusivem Charakter geht zudem mit einer Dysbalance frontaler und limbisch-temporaler Areale einher. Die Befunde der funktionellen Bildgebung werden detailliert vorgestellt und diskutiert.