Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3527
DOI: 10.1055/s-2004-819797

Intersystemische Transferwirkungen der Arbeitsbelastungen in der Familie

L Gretemeier 1, U Stuhr 1
  • 1Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Z. Innere Medizin, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf

Nach Jahren einzelfallbezogener klinischer, eher qualitativer Studien zur Frage, ob und wie sich die Arbeitsbelastungen in der Familie als Ort der Autopoiese gegenüber den intersystemischen Transferwirkungen beruflicher Belastungen („The long arm of the job“) auswirken, sind wir nun aus der Erfahrung dieser Vorstudien schöpfend dazu übergegangen, einen Fragebogen, der den Transfer von Arbeitsbelastungen und ihres Transfers in die Familie erfassen soll, zu konstruieren und empirisch an einer größeren Stichprobe nur von Männern zu erproben. Hierzu wurden drei Stichproben zusammengestellt: eine Gruppe von Herzinfarktpatienten (N=83), eine Patientengruppe mit Herztodphobien bzw. Herzneurosen (N=39) und eine organisch am Herzkreislaufsystem nicht erkrankte Patientengruppe (N=73). Anhand der insgesamt 195 Patienten wurde 1. eine Faktorenanalyse durchgeführt, um die Struktur des Fragebogens zu ermitteln und 2. wurde dann eine inferenzstatistische Vergleichsuntersuchung durchgeführt, wie sich die drei Untergruppen in welchen Aspekten des Fragebogens unterscheiden. Die Faktorenstruktur ergab eine Acht-Faktorenlösung, die die Belastungen sowohl in der Familie wie auch am Arbeitsplatz widerspiegelt, aber auch die Versuche, ein kompensatorisches Gegenmilieu in der Familie aufzubauen, um individuell erlebte Belastungen zu bewältigen. Bezogen auf die acht Faktoren zeigten sich im Vergleich der drei Gruppen überzufällige Unterschiede, und zwar dass im Faktor 1, 2 und 8 besonders die Herzneurotikergruppe ihre wichtigsten Gruppenunterschiede zeigt, denn diese Patienten erleben die geringste Erholung in der Familie, sie zeigen ihre Angst, im Beruf nicht zu genügen und leiden unter Auseinandersetzungen im beruflichen Alltag.