Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - V3623
DOI: 10.1055/s-2004-819808

Depressivität und Angstsymptome bei kardiologischen Patienten – Follow-up nach einem Jahr

I Heberlein 1, M Noftz 1, G Jantschek 1
  • 1Medizinische Klinik II/Psychosomatik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Studienziel: Einschätzung von Depressivität und Ängstlichkeit bei 380 kardiologischen Patienten während der Behandlung im Akutkrankenhaus und ein Jahr später.

Stichproben: I. 178 Patienten (115 M, 63 F) mit akutem Myokardinfarkt; mittl. Alter 63 Jahre. II. 132 Patienten (113 M, 19 F) mit KHK und Bypassversorgung; mittl. Alter 66 Jahre. III. 70 Patienten (44 Männer, 26 Frauen) mit KHK und Stentversorgung; mittl. Alter 66 Jahre.

Methodik: Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D)

Ergebnisse: Ein Jahr nach der Behandlung im Akutkrankenhaus hatten 46% der Patienten niedrigere Depressivitätswerte als bei der Erstbefragung. Bei 16% waren die Werte gleich geblieben während 38% höhere Depressivitätswerte hatten. 52% der Patienten hatten nach einem Jahr niedrigere Angstwerte als bei der Erstbefragung. Bei 15% waren die Werte gleich geblieben; 33% der Patienten hatten höhere Angstwerte. In der Gesamtstichprobe zeigten sich signifikante Differenzen zwischen den Geschlechtern: Frauen hatten bei der Erstbefragung höhere Angstwerte als Männer (p<0,05) und bei der Nachbefragung höhere Angst- und Depressivitätswerte (p<0,01). Während sich bei der Erstbefragung keine Unterschiede zwischen den drei Diagnosegruppen ergaben, zeigten sich bei der Nachbefragung signifikante Gruppenunterschiede für Depressivität und Angst: Patienten mit Herzinfarkt hatten höhere Depressivitätswerte als Patienten mit Bypassversorgung (p<0,05); Patienten mit KHK und Stentversorgung hatten höhere Depressivitäts- und Angstwerte als Patienten mit Bypassoperation (p<0,05).

Zusammenfassung: Unsere Untersuchung zeigt, dass 30–40% der kardiologischen Patienten ein Jahr nach der Akutbehandlung höhere Depressivitäts- und/oder Angstwerte haben als bei der Erstbefragung. Frauen haben ein Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt höhere Depressivitäts- und Angstwerte als Männer. Patienten mit akutem Myokardinfarkt oder KHK und Stentversorgung haben ein Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt höhere Werte für Depressivität und Ängstlichkeit als im Akutkrankenhaus. Weitere Datenanalysen zur Klärung der Einflüsse von Krankheitsfaktoren und sozialer Untersützung sind vorgesehen.

Förderer: vffr