Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3654
DOI: 10.1055/s-2004-819816

Die „Health of the Nation Outcome Scales“: Entwicklung und erste psychometrische Analysen einer deutschen Version (HoNOS-D)

S Kawski 1, S Andreas 1, T Harfst 1, J Dirmaier 1, S Kawski 1, U Koch 1, H Schulz 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie

Die Bestimmung des Schweregrades einer psychischen Erkrankung ist ein zentraler Bestandteil vieler verschiedener Fragestellungen in der stationären Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen. Innerhalb des Qualitätssicherungsprogramms der medizinischen Rehabilitation wurde ein Fremdeinschätzungsinstrument gesucht, das auch in Bereichen größerer Symptombelastung zwischen Patienten mit psychischen Störungen gut differenzieren kann. Derzeit existiert bislang im deutschen Sprachraum noch kein entsprechendes Instrument.

In England wurde mit der Entwicklung der „Health of the Nation Outcome Scales, HoNOS“ ein Instrument vorgelegt, welches die Gesundheit und soziale Funktionsfähigkeit von Patienten mit psychischen Störungen erfasst. Gleichzeitig sollte das Instrument für den Routineeinsatz geeignet sein (Wing et al., 1998). Inzwischen ist die HoNOS ein international weit verbreitetes und häufig eingesetztes Instrument (z.B. Australien, Dänemark, Spanien). In der vorliegenden Arbeit sollen erste Ergebnisse zu psychometrischen Eigenschaften einer deutschen Übersetzung der HoNoS in der stationären psychosomatischen/psychotherapeutischen Rehabilitation präsentiert werden.

Die von den Testautoren autorisierte deutsche Übersetzung der englischen Version der Ratingskalen sowie des umfangreichen Glossars erfolgte mehrstufig in einem expertengestützten Konsensusverfahren, einer Rückübersetzung durch einen Native-Speaker und der abschließenden Diskussion der Differenzen mit den Testautoren. Die HoNOS-D besteht aus 12 Items, welche die Bereiche Verhalten, Impairment, Symptomatik und soziales Funktionsniveau abdecken. Im Rahmen einer Pilotstudie der Qualitätssicherung der gesetzlichen Krankenversicherung in 11 Fachkliniken wird der HoNOS-D an einer Gesamtstichprobe von 2000 Patienten, die sich in stationärer psychotherapeutischer Rehabilitation befinden, hinsichtlich seiner psychometrischen Eigenschaften überprüft. In dieser Studie werden außerdem noch verschiedene Fremdeinschätzungs- (z.B. SF-8) und Selbsteinschätzungsinstrumente (z.B. SF-8, SCL-14, IIP) eingesetzt.

Ergebnisse: Die hier berichteten Ergebnisse beziehen sich auf Daten einer derzeit vorliegenden repräsentativen konsekutiven Substichprobe von n = 1500 Patienten. Eine Auswertung hinsichtlich der Praktikabilität der HoNOS-D zeigte eine Spannweite fehlender Werte zwischen 0,7% bis 8,5%. Betrachtet man die Ergebnisse der itemanalytischen Auswertung, so lässt sich festhalten, dass vier Items des HoNOS-D mit Werten über 2,7 linksschief verteilt sind. Die einzelnen Items des Fragebogens weisen größtenteils nur geringfügige Korrelationen untereinander auf. Im Hinblick auf die Retestreliabilität zeigt sich, dass die Mehrzahl der 12 Items (8 Items über r=0,50) signifikant hoch zwischen dem Beginn und dem Ende der Behandlung korrelieren. Da zwischen Anfang und Ende eine stationäre Behandlung lag, wurde zusätzlich aus diesem Zusammenhang der Therapieerfolg (SF-8 psychische Summenskala) heraus partialisiert. Diskussion: Von den Testautoren der Originalversion der HoNOS (Wing et al., 1998) wurde vor allem die Praktikabilität des Instrumentes und die Unabhängigkeit der einzelnen Items bzw. Dimensionen in den Vordergrund gestellt. Die Analyse der fehlenden Werte zeigte zufriedenstellende Ergebnisse für die Praktikabilität. Auch die Interkorrelationsmatrix der einzelnen Items wies nur wenige Korrelationen über 0,30 auf, was auf die weitestgehende Orthogonalität der Items hinweist. Auch die Retestreliabilität erweist sich für die Mehrzahl der Items als zufriedenstellend. Interraterreliabilitäten liegen derzeit noch nicht vor, sollen aber noch bereitgestellt werden. Zu diskutieren bleiben einige schiefverteilte Items, anhand derer deutlich wird, dass das Instrument vornehmlich für den psychiatrischen Bereich konstruiert wurde und diese Symptomatik bei Patienten in der psychosomatischen Rehabilitation nicht in dem Ausmaß vorhanden ist.