Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3547
DOI: 10.1055/s-2004-819838

Analysen von Misserfolgen bei stationärer Psychotherapie depressiver Patienten

R Mestel 1, T Fischer 2, J Klingelhöfer 1, E Plaum 2
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin Bad Grönenbach
  • 2Universität Eichstätt, Fachgebiet Psychologie

Aus einer Stichprobe von 2425 in einer stationären psychosomatischen Klinik behandelten und regulär entlassenen Patienten mit depressiver Episode oder Dysthymia (nach ICD-10) wurden 34 (1,4%) gefunden, die sich, bei einem Prä-BDI-Wert größer 10, sowohl statistisch signifikant im Beck Depressions Inventar (Prä-post-Vergleich) verschlechtert hatten als auch in der direkten Veränderungsmessung mit dem VEV-K (Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens) eine Verschlechterung angegeben hatten. Diesen Verschlechterten wurden 34 gematchte Vergleichspatienten mit Depression, BDI-prä-Wert >10, gleichem Alter, gleichem Geschlecht, ähnlicher Depressionsschwere bei Therapiebeginn, ähnlicher Anzahl an komorbiden Persönlichkeitsstörungen zugeordnet.

Die beiden Gruppen wurden hinsichtlich von etwa 100 Basisdokumentationsvariablen und mehreren Testskalen (SCL-90-R, IIP, Strukturanalyse Sozialen Verhaltens, Gießen-Test) zu den Zeitpunkten Therapiebeginn und -ende miteinander verglichen. Die Gruppen unterschieden sich nicht bezogen auf die Behandlungsdauer und den Bindungsstil zu Therapiebeginn.

Die Verschlechterten wiesen zu Therapiebeginn signifikant mehr Diagnosen auf, einen höheren körperlichen Beeinträchtigungsschwerescore (BSS), eine stärkere Depressionsschwere (BDI), mehr Medikamenteneinnahmen, mehr Suizidversuche in der Vorgeschichte, mehr stationäre psychiatrische Vorbehandlungen, eine schlechtere Kommunikation (OPD-Strukturachse) und tendenziell eine längere Beschwerdedauer der Hauptdiagnose. Sie lebten häufiger ohne Partner und hatten eine niedrigere Bildung. Bei den psychometrischen Tests gaben sie mehr Extrem-Antworten (Gießen-Test), wiesen höhere SCL-90-R Skalenwerte (v. a. im Somatisierungsbereich) auf und zeigten mehr Selbstvernichtung, Selbstabwertung und weniger Selbstakzeptanz, Selbstliebe (SASB). Zum Zeitpunkt der Entlassung unterschieden sich die Gruppen in nahezu allen Variablen.