Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3597
DOI: 10.1055/s-2004-819840

Die transkranielle Ultraschall-Doppler-Sonographie in der Psychoedukation am Beispiel „Hyperventilation“

M Mück-Weymann 1
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Univ.-Klinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden

Patienten mit Somatisierungsstörungen sind oft auf ein ausschließlich somatisch ausgerichtetes Krankheitsmodell fixiert. Gerade auch bei Patienten mit „unspezifischem Schwindel“ kann sich ein therapeutisch angestrebter Übergang von subjektiven somatischen Vorstellungen (z.B. „ich muss Durchblutungsstörungen im Gehirn haben“) zu einem eher psychodynamischen Erklärungsansatz (z.B. „Schwindel ist Angstäquivalent“) schwierig gestalten. Hier kann der initiale Einsatz „medizinischer Gerätschaften“ und psycho-physiologischer Krankheitsmodelle beim Patienten die Bahnung des „Modellwechsels“ und den Einstieg in eine psychotherapeutische Beziehung unterstützen. Mit der transkraniellen Ultraschall-Doppler-Sonographie (TCDS) können zerebrale Durchblutungsänderungen nichtinvasiv und wenig belastend erfasst und dem Patienten über einen Monitor in Biofeedbacktechnik rückgemeldet werden. Der Patient kann so – im Idealfall bereits im Rahmen der neurologischen Diagnostik–Änderungen der zerebralen Durchblutung z.B. unter Hyperventilationsbedingungen sowie während Rückatmung in einen Plastikbeutel beobachten und auch die Wirkung von Techniken zur Symptomregulierung anschaulich erfahren. Im Sinne einer Vermittlung von Kontrollüberzeugungen können „günstige“ Verhaltensweisen durch den Therapeuten verstärkt und dysfunktionale Verhaltensmuster korrigiert werden. Die untersuchungstechnischen Voraussetzungen und Prozeduren werden im Vortrag erläutert. Weiters wird ein vom Angstkreismodell abgeleiteter „Schwindelkreis“ vorgestellt, der auf die Symptome „Benommenheit und Schwindel“ hin modifiziert und um die Pathophysiologie der Hyperventilation erweitert ist. Die Symptome „Benommenheit & Schwindel“ werden als Folge eines–durch Emotionen (z.B. Angst) modulierten–Atmungsverhaltens und daraus resultierenden temporären zerebralen Minderperfusion erklärbar. Schwindelgefühle werden so für den Patienten leichter kontrollierbar, können aber auch – dann vielleicht schon vom Patienten als Korrelat seiner Angst verstanden–der psychodynamischen Bearbeitung zugänglich gemacht werden.