Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - V3557
DOI: 10.1055/s-2004-819843

Pathologisches Kaufen – Deskriptive Charakteristika, sozio-demographische Daten und psychiatrische Komorbidität von 25 Patientinnen

A Müller 1, A Silbermann 1, M Kadegge-Schindler 1, M de Zwaan 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Abt. f. Psychosomatik und Psychotherapie

Unter pathologischem Kaufen wird die fehlangepasste starke Beschäftigung mit Kaufen bzw. ein als unwiderstehlich und/oder sinnlos wahrgenommener Kaufdrang oder Kaufexzess verstanden, welcher erhebliche psychische Belastungen und deutliche soziale und finanzielle Probleme verursacht. Im Rahmen einer kontrollierten Psychotherapiestudie wurden zum Zeitpunkt t0 25 pathologische Käuferinnen untersucht. Im Interview wurden das Kaufverhalten und relevante sozio-demographische Daten exploriert. Folgende Erhebungsinstrumente wurden verwendet: Hohenheimer Kaufsuchtindikator (Scherhorn, 1990), Screeningbogen zwanghaftes Einkaufen (Faber & O'Guinn, 1992), Fragebogen zwanghaftes Akquirieren (Frost, 1998), Saving Inventory-Revised (Coles & Frost, 2003), Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale-Shopping Version (Monahan & Black, 1996), SCL-90-R (Derogatis, 1977), NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (Borkenau & Ostendorf, 1993), SKID (Wittchen, 1997). Alle Patientinnen erfüllten die diagnostischen Kriterien für pathologisches Kaufen nach McElroy (1994) und sind nach den Ergebnissen des Kaufsuchtindikators als „stark kaufsuchtgefährdet“ oder „deutlich kaufsuchtgefährdet“ einzuschätzen. Die Resultate der CBS, CAS und Y-BOCS-SV bestätigen dies. Das mittlere Alter der Patientinnen betrug 47 Jahre (SD 10,1). Die durchschnittliche Krankheitsdauer lag bei 17 Jahren (SD 15,4). Der überwiegende Teil war zum Untersuchungszeitpunkt erheblich verschuldet. Für diese Stichprobe konnte erwartungsgemäß eine hohe Komorbidität mit Depression, Angststörungen, Essstörungen, Substanzabhängigkeiten und Zwangsstörungen gefunden werden. Insgesamt vermittelten alle Patientinnen einen hohen Leidensdruck sowie eine ausgeprägte Therapiemotivation.