Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3561
DOI: 10.1055/s-2004-819849

Bindungsmuster und Temperamentsmerkmale – bestehen Zusammenhänge mit der Entwicklung von Verhaltensproblemen?

U Pauli-Pott 1, B Mertesacker 1, D Beckmann 1
  • 1Abteilung Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosomatische Medizin, Universitätsklinikum Gießen

Es existieren Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen hoher negativer Emotionalität im Säuglingsalter und späteren Verhaltensauffälligkeiten. Es existieren weiter Hinweise auf eine Verknüpfung der Bindungsorganisation am Ende der Säuglingszeit mit späteren Verhaltensauffälligkeiten und schließlich gibt es Hinweise auf Moderatorbeziehungen, das heißt eine Assoziation zwischen einer unsicheren Bindungsorganisation und späteren Verhaltensauffälligkeiten dann, wenn das Kind eine hohe negative Emotionalität zeigt. In nur wenigen empirischen Studien jedoch werden beide Merkmale–negative Emotionalität und Bindungsorganisation–zusammen betrachtet. In der Gießener Längsschnittstudie zur Temperamentsentwicklung wurde der Frage nachgegangen ob und wie negative Emotionalität und eine unsichere Bindung mit späteren Verhaltensauffälligkeiten assoziiert sind. In einer Stichprobe gesunder erstgeborener Säuglinge (N=64) wurde die negative Emotionalität im Säuglingsalter durch Verhaltensbeobachtungen erhoben, die Bindungssicherheit im Alter von 18 Monaten durch den Fremde-Situation-Test und erste Verhaltensauffälligkeiten durch die Kleinkindversion des Mannheimer Elterninterviews im Alter von 30 Monaten, sowie die Child Behavior Checklist im Alter von 4 und 5 Jahren. Es zeigten sich keine Zusammenhänge zwischen der negativen Emotionalität und der Bindungssicherheit. Bei Kindern mit hoch negativer Emotionalität und unsicherer Bindung bestanden später öfter Verhaltensauffälligkeiten.