Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3616
DOI: 10.1055/s-2004-819851

Partnerschaft im Spannungsfeld von Arbeit, Familie und Gesundheit

K Petrowski 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Medizinische Psychologie

Die Qualität einer Partnerschaft wird maßgeblich beeinflusst von beruflichen und familiären Faktoren und wirkt wiederum auf die subjektive Gesundheit. Gesellschaftliche Veränderungen, wie Arbeitszeiten und Leistungsdruck, verschieben das Gleichgewicht zwischen den Faktoren und führen zu Effekten wie höhere Scheidungsraten und psychosomatische Beschwerden. Protektive Faktoren (wie Coping, Bindung oder soz. Kompetenz) können dem entgegenwirken und so ein stabiles familiäres Umfeld erhalten. Solche Faktoren sind jedoch in ihrem Einfluss auf die Partnerschaft unzureichend belegt. Dies wurde in einer Untersuchung von 52 Ehepaaren mit einem durchschnittlichen Alter von 53 Jahren (SD=10,21), die im Mittel 26 Jahre (SD=11.95) verheiratet waren, adressiert. Die Untersuchung zeigte, dass Passungs- und Kompensationseffekte zwischen Partnern, wie die des Bindungsstils, die Qualität signifikant beeinflussen (t=-2,17; p=0,3: t=-2,09; p=0,4). Fünf Merkmalskonstellationen von protektiven Faktoren konnten mit signifikanten Unterschieden in Ehequalität (F=7,29; p=0,00) und Gesundheitszustand (F=3,64; p=0,01) identifiziert werden. Die geringste Qualität trat auf bei Konstellationen mit unsicherem nach Unabhängigkeit strebendem Bindungsstil, geringer sozialer Kompetenz, und ungenügendem Coping. Hohe Qualität war u.a. durch sicher-abhängigen Bindungsstil, hohe soziale Kompetenz und flexibles Coping gekennzeichnet. Sozial eingebundene Ehepaare, die weniger leistungsorientiert waren, aktiv ihre Freizeit gestalteten und über einen sicheren Bindungsstil mit hoher Ehequalität verfügten, fühlten sich gesünder und verwiesen auf höhere Lebensqualität. In welchem Beschäftigungsverhältnis diese Paare standen, hatte dabei keinen Einfluss. Der belegte Einfluss der protektiven Faktoren hilft, die Balance zwischen Arbeit, Familie und Gesundheit zu spezifizieren. Darüber hinaus bieten die identifizierten Merkmalstypen Ansatzpunkte für diagnostische Instrumente und paartherapeutische Intervention.