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DOI: 10.1055/s-2004-819864
Ambulante Rehabilitation bei Patienten mit chronischem Tinnitus
Fragestellung: Häufig werden Tinnituspatienten erst in einem chronisch-dekompensierten Zustand, welcher dann ein stationäres Setting erfordert, psychotherapeutisch behandelt. Es fehlen niedrigschwellige ambulante Behandlungsangebote, die einer Dekompensation rechtzeitig entgegenwirken können. Das Ziel der Studie ist die Effektivitätsüberprüfung einer gestuften kognitiv-verhaltenstherapeutischen Vorgehensweise, wobei im ersten Schritt ein Counselling erfolgt, an welches sich ein Bewältigungstraining anschließt. Methodik: Es werden 200 ambulante Tinnituspatienten prospektiv an mehreren Messzeitpunkten untersucht. Die Laufzeit der Studie beträgt 2½ Jahre. Außer der psychischen Komorbidität nach DSM-IV (DIA-X) wurden die konstrukte Tinnitusbelastung (TF), psychische Belastung (SCL 90-R, BDI, BAI), tinnitusspezifische Krankheitsbewältigung (COPE), interpersonale Probleme (IIP-D), Krankheitsverarbeitung (FKV), Kontrollüberzeugungen (KKG) und soziale Unterstützung (F-SOZU) testpsychologisch operationalisiert. Ergebnisse: Bei den Studienteilnehmern besteht eine hohe Komorbidität insbesondere von Somatisierungsstörungen gefolgt von Angststörungen und depressiven Erkrankungen. Es lassen sich signifikante Korrelationen zwischen der Intensität der Tinnitusbelastung und der weiteren psychischen Symptomatik nachweisen. Nach einjähriger Laufzeit zeichnet sich eine deutliche Belastungsreduktion der mit der o.g. Vorgehensweise behandelten Patienten ab. Diskussion: Eine große Zahl von Tinnituspatienten ist für eine Teilnahme an einem niedrigschwelligen psychotherapeutischen Behandlungsangebot motiviert. Eine Reduktion der Beeinträchtigung durch Tinnitus und der allgemeinen psychischen Belastung kann belegt werden.
Key words
Tinnitus - ambulante Rehabilitation - Verhaltenstherapie - Komorbidität