Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - V3595
DOI: 10.1055/s-2004-819869

Symptombelastung und soziale Unterstützung 3 Jahre nach der Transplantation von Herz oder Leber

N Schmeisser 1, M Langenbach 2, K Köhle 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Univ. zu Köln
  • 2Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Köln

Einleitung: Die Transplantation solider Organe ist eine unentbehrliche Behandlungsmethode bei terminalen Erkrankungen mit Organversagen. Die erzielte Lebensqualität des Patienten ist ein wichtiger Gradmesser des Erfolgs einer Transplantation.

Methode: Explorative Querschnittstudie zur Beurteilung der Lebensqualität von Patienten drei Jahre nach Herz- oder Lebertransplantation im Universitätsklinikum Köln. Wir fragten neben klinischen und soziodemografischen Angaben u.a. nach körperlichen und psychischen Symptomen (SCL-90-R) und wahrgenommener sozialer Unterstützung (F-SozU, 14-Item-Version) als Hinweisen auf die aktuelle Lebensqualität der befragten Patienten.

Ergebnisse: 36 von 52 Patienten antworteten auf unseren Aufruf (1 Patient bekannt verstorben; 5 unbekannt verzogen; 6 Frauen, 30 Männer; medianes Alter 62 Jahre). 26 Patienten gaben an, mit einem Partner zusammen zu leben. Die aktuelle Lebensqualität (in Schulnoten) wurde als befriedigend eingestuft (Md). Im SCL-90-R zeigten 22 Patienten auf der Skala für die globale psychische Symptombelastung unauffällige Werte (GSI<60). Fünf Patienten wiesen eine leichte bis deutliche und 9 Patienten eine starke bis sehr starke (GSI≥60) Symptombelastung auf. Patienten mit unauffälligen Werten im SCL-90-R nahmen eine höhere soziale Unterstützung wahr (Prozentrang [PR]=60) als Patienten mit auffälligen Werten (PR=34; deutsche Normstichprobe: PR=42). Diese Unterschiede in der wahrgenommenen sozialen Unterstützung waren nicht signifikant (t-Test, p=0,08, 95% Signifikanzniveau).

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse legen zum einen den Schluss nahe, dass bei etwa einem Viertel der Patienten nach Herz- oder Lebertransplantation mit psychischer Belastung zu rechnen ist. Zum andern machen unsere Ergebnisse auch den Stellenwert der sozialen Unterstützung für das Beschwerdeniveau deutlich. Vermutlich korrelieren Symptombelastung und wahrgenommene soziale Unterstützung negativ miteinander. Die kommenden Ergebnisse der laufenden Studie werden diese Frage weitergehend beantworten können. Schlussfolgerung: Auch die Angehörigen von Tx-Patienten müssen in die Überlegungen psychosomatischer Interventionsprogramme einbezogen werden. In Köln sind wir dazu übergegangen, nach Transplantationen gemischte Gruppen für Patienten und Angehörige anzubieten.