Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3563
DOI: 10.1055/s-2004-819873

Lebensqualität und psychische Belastung von Familien im Verlauf der Rehabilitation ihres hörbehinderten Kindes

C Spahn 1, T Burger 1, S Eissele 1, B Richter 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie

Schwerhörige Kinder werden heute schon im frühen Kindesalter mit einem Hörgerät (HG) oder einem Cochlea Implantat (CI) versorgt. Die Familien dieser Kinder – insbesondere die Eltern – sind im jahrelangen Prozess der Rehabilitation stark mit betroffen. In eigenen Querschnittsuntersuchungen (Richter et al. 2000, Spahn et al. 2001, 2002 a/b, 2003) und denen anderer Autoren (z.B. Hintermair & Horsch, 1998) fanden sich Hinweise auf eine psychische Belastung bei den Eltern und Familien.

Im Rahmen eines seit September 2000 laufenden DFG-Projektes werden in einer Längsschnittstudie die Lebensqualität, die psychosoziale Belastung und Coping der Eltern schwerhöriger Kinder sowie das Familienklima in Zusammenhang mit der kindlichen Hör- und Sprachentwicklung erhoben. Hierfür werden standardisierte Fragebogeninstrumente und Sprachentwicklungstests eingesetzt. Die Stichprobe umfasst 68 Elternteile von 36 CI-Kindern, 36 Elternteile von 21 HG-Kindern und 19 Elternteile von 10 „Wechslern von HG nach CI“. Es liegen Daten bis zum vierten Messzeitpunkt vor.

Bei den CI-Eltern fand sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung und CI-Operation eine signifikant erniedrigte Lebensqualität, die sich im Verlauf der weiteren Rehabilitation normalisierte. Bei den HG-Eltern war die Lebensqualität nur zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eingeschränkt. Die Eltern der „Wechsler“ waren zu beiden ersten Messzeitpunkten stark belastet. Am stärksten belastet und mit der niedrigsten Lebensqualität waren die Eltern der CI-Kinder mit überdurchschnittlichen sprachlichen Fähigkeiten. Bei den Eltern der HG-Kinder fanden sich keine Unterschiede in der psychischen Belastung in Abhängigkeit vom kindlichen Sprachstatus.

Die bisherigen Studienergebnisse, welche erstmals Verlaufsdaten des elterlichen Befindens liefern, lassen schließen, dass sich die Eltern schwerhöriger Kinder entsprechend dem Behandlungsansatz (HG, CI, Wechsler) im Verlauf und Ausmaß der Belastung unterscheiden.