Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB3
DOI: 10.1055/s-2004-822465

Mehrfamiliendiskussionsgruppen–eine Methode der systemischen Familienmedizin

S Altmeyer 1
  • 1Universitätsklinikum der RWTH Aachen

In der Arbeit mit Familien, in denen ein Mitglied an einer schweren Erkrankung leidet, wurden Anfang der 80-er Jahre in New York die Multiple Family Discussion Groups (Steinglass, 1998) entwickelt. Dieses Therapiekonzept ermöglicht den Austausch verschiedener familiärer Subsysteme wie beispielsweise der Ehemänner kranker Frauen, der Kinder betroffener Eltern oder den Patienten selbst, jeweils in Anwesenheit der übrigen Familienangehörigen, die das Gehörte nachfolgend weiterdiskutieren (group within a group-Technik). Die Indikation zur Teilnahme ist durch das Auftreten einer chronischen Erkrankung wie MS, onkologische Erkrankungen, Asthma bronchiale etc. innerhalb der Familie gegeben.

4–6 Familien treffen sich 6-mal jeweils für die Dauer einer Doppelstunde in einem Zeitraum von einem halben Jahr. Geleitet wird die Gruppe von zwei Therapeuten. In dem manualisierten Therapieprogramm kommen Techniken wie z.B. Fish-bowl-Technik (Innen- und Außenkreis), Kollagen, Arbeit mit Symbolen und Ritualen zum Einsatz.

Themen sind die Auswirkungen der Erkrankung auf die Entwicklung, den Alltag und das Selbstverständnis der Familie. Weitere Themen sind das emotionale Erleben der Veränderungen, die die Krankheit mit sich gebracht hat, und der Umgang damit. Das Ziel ist die Entwicklung von Zukunftsperspektiven und Lösungsstrategien, die im gegenseitigen Austausch erarbeitet werden.

Dargestellt wird die Anwendung des Programmes bei Patienten mit multipler Sklerose und ihren Angehörigen, wie es in den Jahren 2000 bis 2002 im Aachener Universitätsklinikum durchgeführt wurde, anhand von Videosequenzen und ersten Ergebnissen sowie die Weiterentwicklung in einem manualisierten Programm.