Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB22
DOI: 10.1055/s-2004-822484

Anpassungsstörungen bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen

F Einsle 1, A Maercker 2, K Neumann 3, C Ende 1, R Strasser 4, V Köllner 5
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Uniklinik Dresden
  • 2Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Zürich
  • 3Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Univ.-Klinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden
  • 4Medizinische Klinik und Poliklinik II; Medizinische Fakultät; TU Dresden
  • 5Fachklinik für Psychotherapeutische Medizin in den Bliestal-Kliniken

Fragestellung: Körperliche Erkrankungen sind häufig Anlass zur Entwicklung einer Anpassungsstörung. Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen zur Erfassung von Anpassungsstörungen bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Ergebnisse dieser Studien finden Prävalenzen bis 50%, wurden allerdings nur an kleinen Stichproben durchgeführt. Problematisch ist auch, dass bis heute kein ausreichend valides Instrument zur Erfassung von Anpassungsstörungen vorliegt. Ziel der Studie ist es, mit einem hierfür entwickelten Fragebogen das Ausmaß von Anpassungsstörungen sowie Zusammenhänge mit anderen psychischen sowie medizinischen Variablen bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen zu erfassen.

Methoden: An 700 ambulante Patienten mit Herzrhythmusstörungen (160 mit AICD; 250 mit Herzschrittmachern, 290 nur mit Antiarrhythmika) wurde der Fragebogen zur Erfassung von Anpassungsstörungen (SAD, Einsle & Maercker, 2003) ausgegeben. Darüber hinaus wurden Angst und Depressivität mit der HADS-D, die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit der SF-12 und medizinischer Variablen (Grunderkrankung, Ejektionsfraktion) erfasst.

Ergebnisse: Eine Vorauswertung von 160 Patienten nach AICD-Implantation ergab, dass 20% dieser Patientengruppe auffällige Werte im Bereich der Anpassungsleistung aufwiesen. Es zeigt sich weiter, dass die Symptome der Anpassungsstörung einen von Allgemeiner Ängstlichkeit unabhängigen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten haben. Dabei beeinträchtigt Vermeidungsverhalten die körperliche Lebensqualität der Patienten, hat aber einen positiven Einfluss auf die psychische Lebensqualität. Symptome der Fehlanpassung beeinträchtigen hingegen die psychische Lebensqualität. Die Anzahl der Schockentladungen hatte keinen Einfluss auf die Ausprägung der Symptombereiche der Anpassungsstörung.

Diskussion: Die ersten Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung von Anpassungsstörungen im medizinischen Bereich und die Notwendigkeit, valide Instrumente zur Erfassung von Anpassungsschwierigkeiten zu entwickeln. Vorgeschlagen wird eine Neukonzeptualisierung der Anpassungsstörung, die neben Angst und Depressivität auch die Bereiche Vermeidungsverhalten und intrusives Erleben einschließt.