Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB27
DOI: 10.1055/s-2004-822489

Psychometrische Merkmalsprofile von Angstpatienten und depressiven Patienten im Ost-West-Vergleich

J Frommer 1, T Hoffmann 2, N Hartkamp 3, W Tress 3, GH Franke 4
  • 1Uniklinikum Magdeburg, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • 2Abteilung für Psychotherapeutische Medizin, AWO Fachkrankenhaus Jerichow
  • 3Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Düsseldorf
  • 4Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Studiengang Rehabilitationspsychologie

Die vorliegende Studie untersucht Symptomausprägung und Persönlichkeit von Patienten der psychosomatischen Universitätsabteilungen in Düsseldorf und Magdeburg in Abhängigkeit von den Diagnosen Angststörung und depressive Störungen sowie in Abhängigkeit vom Klinikstandort (West- vs. Ostdeutschland). Vorgestellt werden die Ergebnisse der Analyse von 560 SCL-90-R- (Symptom-Checklist-) und IIP-D- (Inventar zur Erfassung interpersoneller Probleme-) Datensätzen. Außerdem wird der Anteil beider Diagnosegruppen an der Gesamtinanspruchnahmeklientel ermittelt. Unsere Ergebnisse bestätigen und ergänzen die Beobachtung anderer Autoren dahingehend, dass Angsterkrankungen im Vergleich mit depressiven Syndromen in den neuen Bundesländern nicht nur in der Allgemeinbevölkerung häufiger auftreten als in den alten Bundesländern, sondern auch in der Inanspruchnahmeklientel der untersuchten Kliniken, während depressive Störungen in der Düsseldorfer Stichprobe häufiger sind. Ein weiteres Resultat ist, dass sich die untersuchten Diagnosen hinsichtlich einzelner Skalen der SCL-90-R und des IIP-D in charakteristischer Weise unterscheiden und dass die sich ergebenden Profile auch weitgehend gegenüber kulturellen Ost-West-Unterschieden stabil sind. Die Studie leistet einen Beitrag zur kontrastierenden Erarbeitung diagnostischer Profile und diskutiert die Abhängigkeit dieser Profile von sozialen und kulturellen Einflussfaktoren.