Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB37
DOI: 10.1055/s-2004-822499

Die Lebensqualität bei chronischen Erkrankungen–funktionelle Dyspepsie vs. chronische Lebererkrankungen

S Haag 1, S Tagay 1, W Häuser 2, M Langkafel 1, D Grandt 2, G Heuft 3, NJ Talley 4, G Holtmann 5, W Senf 1
  • 1Rheinische Kliniken Essen, Kliniken/Institut der Universität Essen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • 2Abt. für Innere Medizin, Klinikum Saarbrücken
  • 3Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster
  • 4Div. of Gastroenterology and Hepatology, Mayo Clinic, Rochester, MN, USA
  • 5Abt. für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen

Hintergrund und Ziele: Für Erkrankungen, die nicht durch eine erhöhte Mortalität gekennzeichnet sind, ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQOL) ein wichtiger Indikator der Schwere der Erkrankung. Ziel war die Untersuchung der Bedeutung der HRQOL adjustiert nach Angst und Depression bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie (FD) oder chronischer Lebererkrankung (CLD). Methodik: 100 konsekutive Patienten mit FD und 195 Patienten mit CLD wurden an zwei tertiären Versorgungszentren untersucht. FD wurde anhand der gültigen Rom-II-Kriterien diagnostiziert. CLD wurde klinisch und histologisch diagnostiziert und klassifiziert (53,6% mit Zirrhose, 21,4% Child-Pugh A, 14,8% Child-Pugh B, 17,3% Child-Pugh C). Der Short Form Health Survey (SF-36) zur Erfassung der HRQOL und die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) zur Erfassung von Angst und Depression wurden benutzt. Ergebnisse: Es gab keine signifikanten Unterschiede bezüglich Depression, aber FD-Patienten waren deutlich ängstlicher als CLD-Patienten (9,6–2,6 vs. 7,0–4,7, p≤0,0001). FD-Patienten hatten eine bessere Körperfunktion (75,8–21,8 vs. 59,5–29,7, p≤0,0001), aber deutlich höhere Schmerzscores als CLD-Patienten (39,5–24,0 vs. 56,1–31,5, p≤0,0001). Soziale Rollenfunktion (56,6–26,7 vs. 67,0–30,4, p≤0,004) und mentaler Gesundheitsstatus (52,3–19,4 vs. 61,7–21,7, p≤0,0001) lagen bei FD- deutlich unterhalb der CLD-Patienten. Der mentale Gesamtscore war bei FD- im Vergleich zu CLD-Patienten deutlich reduziert (38,8–11,8 vs. 43,0–12,1, p≤0,0007). Diese Scores lagen bei FD- noch unterhalb derjenigen von Child-C-CLD Patienten. Diese Unterschiede blieben auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und HADS deutlich signifikant. Schlussfolgerung: Die HRQOL ist bei FD- im Vergleich zu CLD-Patienten, auch im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium, deutlich reduziert. Angst scheint unabhängig mit FD assoziiert zu sein.