Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB45
DOI: 10.1055/s-2004-822507

Die Bedeutung der somatischen Krankheitsschwere für die stationäre Behandlungsdauer in der Psychosomatik

FH Jagdfeld 1, ER Petzold 2, WF Behrendt 3
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Aachen
  • 2Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Aachen
  • 3Ärztliches Controlling, Universitätsklinikum Aachen

Fragestellung:

Vor dem aktuellen gesundheitspolitischen Hintergrund medizinische Leistungen zunehmend pauschaliert zu vergüten, wächst das Interesse, Determinanten des Ressourcenverbrauchs in der stationären Psychotherapie zu identifizieren.

Mehrere Untersuchungen belegen die Bedeutung einer psychischen Komorbidität für die Krankenhausbehandlung in somatischen Fachabteilungen. Umgekehrt erscheint demgegenüber der Einfluss somatischer Komorbiditäten und Komplikationen für die stationäre Psychotherapie bisher kaum untersucht.

Methodik:

Untersucht wurden administrative Daten von 202 Patienten, die zwischen Januar 2001 und Dezember 2002 stationär an einer psychosomatischen Universitätsklinik behandelt wurden. Die somatische Krankheitsschwere wurde in Form des patientenbezogenen Gesamtschweregrades im G-DRG System, Version 1.0 (PCCL) erfasst. Zur Fallgruppierung wurden ausschließlich somatische Komplikationen und Komorbiditäten verwendet, psychische Nebendiagnosen (ICD-10 Kapitel „F“) blieben unberücksichtigt.

Ergebnisse:

Das Alter der Patienten betrug durchschnittlich 38,6 Jahre (Spannweite: 17–72), darunter 31% Männer. Die mittlere Verweildauer betrug 50,5 Tage.

In 31 Fällen (15%) war mindestens eine schweregradrelevante somatische Nebendiagnose (PCCL>0) dokumentiert. Hinsichtlich der Behandlungsdauer war zwischen Patientengruppen mit unterschiedlichem PCCL kein signifikanter Unterschied nachweisbar (ANOVA; p=0,42).

Diskussion:

Im untersuchten Patientenkollektiv stellt die somatische Krankheitsschwere keinen verwertbaren Prädiktor des Ressourcenverbrauches dar. Bisher sind erst wenige Variablen, die die Verweildauer beeinflussen bekannt (Alter, Geschlecht, Intervalltherapie, Diagnose einer Persönlichkeitsstörung, Essstörung oder PTSD). Um psychosomatische Versorgungsstrukturen gegebenenfalls in einem pauschalierten Entgeltsystem abbilden zu können, müssten weitere Determinanten des Ressourcenverbrauchs identifiziert werden.