Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB55
DOI: 10.1055/s-2004-822517

Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung vor und nach Herzoperation

V Köllner 1, S Krauss 2, F Einsle 2, M Knaut 3, K Matschke 3, P Joraschky 4
  • 1Fachklinik für Psychotherapeutische Medizin in den Bliestal-Kliniken
  • 2Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Uniklinik Dresden
  • 3Klinik für Kardiochirurgie, Herzzentrum Dresden, Universitätsklinik Dresden
  • 4Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es festzustellen, wie sich psychische Belastung und gesundheitsbezogene Lebensqualität vor (T0), 6 Wochen nach (T1) und 6 Monate nach (T2) einer Herzoperation entwickeln. Von besonderem Interesse war die mögliche Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTB). Methodik: Eingeschlossen wurden 250 Patienten vor einem elektiven herzchirurgischen Eingriff, 197 (74% männlich, Alter MW 66,9 SD 8,35 Jahre, 71% Bypass, 21% Klappenersatz, 8% komb. Eingriff) nahmen an der Studie teil. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) wurde mit dem SF 12, Angst und Depressivität mit der HADS-D und PTB-Symptome mit der IES-R erhoben. Ergebnisse: Angst und Depressivität waren präoperativ am stärksten ausgeprägt, zeigten zu T1 eine signifikante Abnahme und blieben zu T2 auf niedrigem Niveau konstant. Hier wiesen noch 5,8% path. Angst- und 5,3% path. Depressionswerte auf. Bei den PTB-Symptomen änderte sich die Übererregung nicht, während Vermeidung und Intrusion von T0 zu T1 signifikant abnahmen. Zu T2 erfüllten noch 8% der Patienten die Kriterien einer PTB-Diagnose im IES-R nach Maercker und Schützwohl. Der körperliche Faktor der LQ stieg sowohl von T0 zu T1 als auch von T1 zu T2 signifikant an, der psychische nur von T0 zu T1. Zwischen den unterschiedlichen operativen Eingriffen fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerungen: Die psychische Belastung ist unmittelbar vor einer Herzoperation am stärksten ausgeprägt und nimmt nach dem Eingriff signifikant ab. Instrumente zur Erfassung der PTB sind auch ein sensibles Instrument zur Abbildung des präoperativen Disstress. Dieses gilt insbesondere für auf den Eingriff bezogene Intrusionen. Im Followup war die PTB die am häufigsten nachweisbare psychische Störung. Sie sollte bei der Nachsorge herzchirurgischer Patienten stärker beachtet werden.