Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB91
DOI: 10.1055/s-2004-822553

Lebensqualität von Schädelhirntrauma-Patienten mit einer chronischen posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD). – Unterschiede in der Selbst- und Fremdbeurteilung

I Ramakers 1, M Zupanic 1, C Klein 1, BO Hütter 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Fragestellung: Beeinträchtigungen der Lebensqualität nach einem SHT sind vielfach in der Literatur beschrieben. Ebenso die folgende Entwicklung einer chronischen PTSD. Deren mögliche Effekte auf die Größe der Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbeurteilung der Lebensqualität werden in diesem Beitrag untersucht.

Methode: Die Stichprobe besteht aus 70 SHT-Patienten (51 Männer, 19 Frauen) im Alter von 40,2–15,6 Jahren, die im Mittel 18–7 Monate nach dem SHT untersucht wurden. Mit dem strukturierten klinischen Interview für DSM-IV (SKID) wurde bei 25 (35,7%) Patienten das Vorliegen einer chronischen PTSD festgestellt. Mittels des Aachener Lebensqualitätsinventars (ALQI) in der Patienten- und der Lebenspartnerversion wurden Beeinträchtigungen der Lebensqualität eingeschätzt.

Ergebnisse: In der Stichprobe lassen sich Beeinträchtigungen in der Lebensqualität bei Patienten mit oder ohne chronische PTSD in allen Subskalen des ALQI belegen. Es fanden sich statistisch signifikant größere Diskrepanzen in den ALQI-Subskalen Aktivierung, kognitive Beeinträchtigungen, Total-Score und psychosozialer Score zwischen der Selbst- und Fremdbeurteilung beim Vergleich von Patienten mit oder ohne eine chronische PTSD. Die Patienten der PTSD-Gruppe berichten konsistent mehr subjektive Beeinträchtigungen der Lebensqualität als Patienten ohne chronische PTSD.

Diskussion: Die Studie belegt Unterschiede in der selbst- und fremdbeurteilten Lebensqualität. Bei SHT-Patienten mit einer chronischen PTSD sind diese Unterschiede deutlicher ausgeprägt. Gesteigerte emotionale Labilität und Depressivität könnten als Moderatorvariablen die Größe der Diskrepanz beeinflusst haben, was in zukünftigen Studien zu prüfen wäre.