Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB92
DOI: 10.1055/s-2004-822554

Die Veränderung der Krankheitsbewältigung und des subjektiven Krankheitserlebens im Verlauf akuter Leukämien

A Regner 1, K Buchta 1, N Kreutzmann 1, M Koenigsmann 2, A Franke 2, J Frommer 1
  • 1Uniklinikum Magdeburg, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • 2Uniklinikum Magdeburg, Klinik für Hämatologie und Onkologie

Einleitung: Akute Leukämieerkrankungen führen zu existenzieller Verunsicherung und sind mit subjektiven, durch die Lebensgeschichte des Betroffenen geprägten Bewältigungsformen verbunden. Diese Verarbeitungsmuster unterliegen aufgrund von Änderungen der Bewertung der aktuellen Lebenssituation sowie durch Wandlungen von Lebensdeutungen und Wertorientierungen im Verlauf der Erkrankung einer Veränderungsdynamik. Methodik: Zur Herausarbeitung von Verlaufstypologien der Krankheitsverarbeitung und der persönlichen Identitätsentwicklung bei Patienten mit akuter myeloischer bzw. lymphatischer Leukämie wurde in unserer von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. unterstützten Studie ein Interview-follow-up-Design gewählt. Dieses ermöglicht es, subjektive Erlebnisdimensionen quasimikroskopisch zu beschreiben und ein ganzheitliches Bild zu zeichnen. Zu drei Zeitpunkten (t1 eine Woche nach Diagnosestellung, t2 bei Aufnahme des zweiten Therapiezyklus, t3 nach Abschluss des letzten Therapiezyklus) wurden mit 12 Patienten Leitfadeninterviews durchgeführt und mit Methoden der qualitativen Sozialforschung ausgewertet. Ergebnisse: Zunächst treten rein reaktive Verhaltensweisen auf, ausgelöst durch Erfahrungen ausweglos werdenden Erleidens aufgrund der als übermächtig erlebten Ereignisse. Diese werden bei einem Teil der Erkrankten durch aktive Handlungsmuster und kreative Prozesse der Krankheitsverarbeitung abgelöst. Diskussion: Die Ergebnisse lassen sich in das Verlaufskurvenmodell nach Schütze einordnen.