Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB101
DOI: 10.1055/s-2004-822563

Messung körperlicher Beschwerden mit dem Gießener Beschwerdebogen in einer ambulanten psychosomatischen Patientenstichprobe

F Schlagenhauf 1, N Schmitz 1
  • 1Rheinische Kliniken Düsseldorf, Klinik für Psychotherapeutische Medizin

Der Gießener Beschwerdebogen (GBB-24) ist ein weit verbreitetes Selbstbeurteilungsverfahren zur Messung körperlicher Beschwerden (Brähler und Scheer 1995). In diesem Beitrag sollen die Ergebnisse einer testtheoretischen Überprüfung des Verfahrens an einer ambulanten psychosomatischen Patientenstichprobe (N=1107, Alter 38±12 Jahre) berichtet werden. Die Datenerhebung fand an den Rheinischen Kliniken Düsseldorf, Klinik für Psychotherapeutische Medizin, statt.

Die Ausprägung körperlicher Beschwerden war im Vergleich zu den bevölkerungsrepräsentativen Normierungsstichproben deutlich stärker, wobei die häufigsten Beschwerden Erschöpfungssymptome wie Müdigkeit und Schwächegefühl sowie Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen waren. Erwartungsgemäß gaben Frauen mehr körperliche Beschwerden an als Männer und ältere Patienten mehr als jüngere. Die Konstruktvalidität des GBB war insgesamt zufriedenstellend. Zwischen den Diagnosegruppen nach ICD-10 zeigten sich signifikant unterschiedliche Ausprägungen der GBB-Skalen. Der GBB bildete interpersonelle Probleme in unserer Stichprobe kaum ab. Ein Zusammenhang bestand mit der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus des NEO-FFI. Eine geringe Übereinstimmung zeigte sich mit dem Expertenrating der körperlichen Beeinträchtigung im BSS. Vor allem bei den somatoformen Störungen ermittelte der GBB ein höheres Beschwerdeausmaß als die SCL-90. Zusammenfassend ist der GBB ein reliables und valides Messinstrument zur Erfassung von körperlichen Symptomklagen und stellt damit eine sinnvolle Ergänzung für die Psychodiagnostik in der Psychotherapie dar.