Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB104
DOI: 10.1055/s-2004-822566

Was beeinflusst subjektive Gesundheit im Alter? – Die Rolle von objektiven gesundheitlichen Faktoren, des subjektiven Wohlbefindens und des Kohärenzgefühls (gefördert durch die DFG)

G Schneider 1, G Driesch 1, A Kruse 2, HG Nehen 3, G Heuft 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster
  • 2Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg
  • 3Klinik für Geriatrie des Elisabeth-Krankenhauses Essen

Fragestellung: Was beeinflusst die subjektive Gesundheitseinschätzung im Alter? Methodik: 261 ≥ 60jährige Patienten eines geriatrischen Krankenhauses wurden 5 Jahre nach der Erstuntersuchung erneut kontaktiert. 154 waren inzwischen verstorben, dement oder schwerst krank, 23 nicht einverstanden. Die 74 Untersuchungsteilnehmer, die im Vergleich zur Ausgangsstichprobe eine Positivselektion darstellten, wurden mittels Selbstauskunftskalen (HADS, SOC, GBB u.a.), psychiatrischer und biografischer Interviews untersucht. Ergebnisse: Die subjektive Gesundheitseinschätzung korrelierte hoch mit den Selbstauskunftsskalen, die die subjektive Befindlichkeit (Lebenszufriedenheit, Angst und Depressivität) erfassen und mit dem Kohärenzgefühl. Eine Rückwärts-Regression (mit initialem Einschluss der gesundheitsbezogenen Variablen, der psychogenen Beeinträchtigung sowie der Selbstauskunftsskalen) ergab ein korrigiertes R2=.33 mit den drei einbehaltenen Variablen „Subjektive körperliche Beschwerden“, Sense of Coherence und selbsteingeschätzte Depressivität. Diese drei Variablen leisteten unter Ausschluss der objektiven gesundheitsbezogenen Variablen die gleiche Varianzaufklärung der subjektiven Gesundheit wie das Modell des Einschlusses aller Variablen. Ausblick: Der Zusammenhang zwischen objektiver und subjektiver Gesundheit ist im Alter offenbar schwach. „Gute Gesundheit“ scheint im Alter nicht Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung zu bedeuten, sondern Abwesenheit quälender Körperbeschwerden und zeigt einen starken Zusammenhang zu subjektivem Wohlbefinden und Persönlichkeitsmerkmalen.