Aus der Historie ist bekannt, dass längerer Schlafentzug nicht mit dem Leben vereinbar
            ist. Schon die alten Römer setzten den Schlafentzug als Foltermittel ein und im Mittelalter
            wendete man ihn zur Erzwingung von Geständnissen an. Wie verhält sich nun der menschliche
            Organismus in Extremsituationen, in denen man erwartungsgemäß nicht schlafen kann?
            In diesem Zusammenhang untersuchten wir das Schlafverhalten von Richard Rodriguez,
            der insgesamt 49 Tage und Nächte in einer Achterbahn gefahren ist, mehrmals. Wir leiteten
            dazu ein EEG zur Schlafstadienbestimmung und ein EKG sowie eine Pulsoxymetrie während
            einer Fahrt in der Achterbahn am 31-stenTage, in der ersten Nacht nach Ausstieg und
            eine Woche nach dem Ende der Dauerfahrt ab. Fahrend schlief er insgesamt knapp 5 Stunden
            mit Unterbrechungen. Der Tiefschlafanteil lag bei 6% und der Traum- (REM) schlafanteil
            bei 12%. In der ersten Nacht nach der Dauerfahrt hatte er mit 33% Traumschlaf (REM-Schlaf)
            einen ungewöhnlich hohen REM-Schlafanteil. In der letzten Schlafaufzeichnung eine
            Woche nach der Marathonfahrt, hatten sich die verschiedenen Schlafstadien wieder normalisiert.
            Zudem kam es während der Fahrt zu einer messbaren Sympathikusaktivierung. Unserer
            Messungen zeigen, dass Menschen in Extremsituationen schlafen können, vorausgesetzt
            sie haben ausreichend Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Dennoch ergeben
            sich erhebliche Veränderungen in der Schlafarchitektur, die sich auch auf das vegetative
            Nervensystem auswirken.