Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 15
DOI: 10.1055/s-2004-829220

Schwere Valproat-Intoxikation mit atrialer Tachykardie: Sekundäre Giftentfernung mittels Hämoperfusion

S Meyer 1, M Kuhlmann 1, F Peters 1, H Limbach 1, A Lindinger 1
  • 1Universitätkliniken des Saarlandes, Abteilung für Nephrologie, Klinische und Experimentelle Toxikologie, Abteilung für Pädiatrische Kardiologie (Homburg, Deutschland)

Hintergrund:

Im Rahmen einer Intoxikation mit Valproat kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Die Behandlung einer schweren Valproat-Intoxikation beinhaltet intensiv-medizinische Maßnahmen; eine sekundäre Giftelimination kann mittels Hämodialyse, Hämofiltration, Hämodiafiltration oder Hämoperfusion erfolgen. Kardiale Rhythmusstörungen beim Menschen durch Valproat-Intoxikationen wurden in der Literatur bisher nicht beschrieben.

Kasuistik:

Wir berichten über einen 15-jährigen Jungen mit einer schweren Valproat-Intoxikation (Valproatspiegel im Plasma bei Aufnahme: 1150mg/l). Initial war der Patient komatös, hypernatriämisch und zeigte im EKG eine atriale Tachykardie. Unter intensivmedizinischer Therapie sowie einer sekundären Giftelimination mittels Hämoperfusion trat eine rasche Besserung des klinischen Zustandes ein. Die Valproat-Konzentration zeigte nach Hämoperfusion einen Abfall >50% der Ausgangskonzentration. Die atriale Tachykardie sistierte ohne eine spezifische antiarrhythmische Therapie. Der Patient konnte ohne neurologische Folgeschäden entlassen werden.

Schlussfolgerung:

Neben den bisher bereits bekannten Nebenwirkungen, ist im Rahmen einer schweren Valproat-Intoxikation auch mit dem Auftreten von Herz-Rhythmusstörungen zu rechnen. Die Hämoperfusion stellt bei sehr schweren Valpraot-Intoxikationen ein geeignetes Verfahren zur sekundären Giftelimination dar.