Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 37
DOI: 10.1055/s-2004-829242

Inanspruchnahme der Folsäureprophylaxe in Ostvorpommern: Einfluss von Bildungsstand und Erwerbstätigkeit – eine Erhebung aus den SNiP-Daten

M Scheler-Hofmann 1, JP Haas 1, A Partenheimer 1, A Ebner 1, R Kühl 1, C Fusch 1, W Hoffmann 2
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie/ITS, Greifswald
  • 2Institut für Community Medicine (Greifswald, Deutschland)

Einleitung: Durch perikonzeptionelle Einnahme von Folsäure kann das Auftreten kongenitaler Fehlbildungen vermindert werden. Für alle Frauen im gebärfähigen Alter wird eine zusätzliche tägliche Supplementation von 400µg Folsäure vor der Konzeption empfohlen. Mütter von Indexpatienten sollten bei erneutem Kinderwunsch 4mg Folsäure pro Tag supplementieren. Wir untersuchten die Fragestellung, ob Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und Planung der Schwangerschaft mit der Folsäureeinnahme korreliert.

Methode: SNiP ist eine prospektive, populationsbasierte Studie in Ostvorpommern (1300 Geburten/a). Wir analysierten 527 Datensätze (ab 05/2003, ab diesem Zeitpunkt Frage nach Planung der Schwangerschaft) aus Interview und Mutterpass auf das Einnahmeverhalten von Folsäurepräparaten und Planung der Schwangerschaft.

Ergebnisse: Folsäurepräparate wurden von 78% der teilnehmenden Mütter in der Population zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft eingenommen. Eine Folsäuresupplementation gemäß den Empfehlungen haben nur ca. 10% aller teilnehmenden Mütter durchgeführt. Bei 69% aller Mütter war die Schwangerschaft geplant.

A

B

C

D/E

Anteil geplante SS [%]

31

70

70

52/77

davon Geburtsvorbereitungskurs [%]

23

63

78

43/68

davon Folsäureeinnahme nach Empfehlungen [%]

3

14

19

8/17*

Folsäureeinnahme überhaupt in der SS aller Mütter [%]

58

82

88

75/85

A=Hauptschulabschluss (n=62)

B=Realschulabschluss (n=238)

C=Abitur/Fachoberschulreife (n=161)

D=nicht erwerbstätig (n=122)

E=erwerbstätig (n=293)

*=p<0,017

Diskussion: Ein hoher Prozentsatz der Frauen in der Studienpopulation supplementiert nicht rechtzeitig Folsäure. Die Folsäureeinnahme korreliert positiv mit dem Bildungsstand und der Erwerbstätigkeit. Die Folsäureeinnahme nach den Empfehlungen ist in der Gruppe der Erwerbstätigen signifikant (p<0,017)höher als in der Gruppe der nicht Erwerbstätigen. Aussagen über Korrelation mit Fehlbildungen sind aufgrund der zu kleinen Fallzahl nicht möglich. Aus den Daten von SNiP zeigen sich eine mangelnde Inanspruchnahme der Folsäureprophylaxe und damit die Notwendigkeit für ein Interventionsprogramm.

Diese Studie wird vom BMBF (NBL3, Referenznr. 01 ZZ 0130) gefördert.