Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 53
DOI: 10.1055/s-2004-829258

Aseptische Meningitis nach subarachnoidaler Infusion einer parenteralen Ernährungslösung: Bericht über seltene Fehllagen zentraler Venenkatheter bei Frühgeborenen

J Wirbelauer 1, K Darge 2, D Singer 1, CP Speer 1
  • 1Kinderklinik, Klinikum der Universität Würzburg, Deutschland
  • 2Pädiatrische Radiologie, Klinikum der Universität Würzburg, Deutschland

Hintergrund: In der Behandlung extrem frühgeborener Kinder ist häufig die parenterale Ernährung über einen sicheren zentral-venösen Zugangsweg eine Notwendigkeit. Neben der Kanülierung der Nabelgefäße werden hierzu insbesondere extrem dünne Kunststoffkatheter eingesetzt, welche nach Punktion einer peripheren Subkutanvene in eine zentrale Vene vorgeschoben werden können (ZVK). Die Lagekontrolle erfolgt meist radiologisch zur Vermeidung von Komplikationen wie dem Infusoperikard.

Beobachtung: Wir berichten über weitere, unerwartete Komplikationen. In den nativen radiologischen Aufnahmen des Thorax nach Anlage solcher „Einschwemm“-Katheter werden nicht alle Malpositionen detektiert. Es werden eine intraartikuläre sowie eine intraarterielle Fehllage durch Kontrastmitteldarstellung vorgestellt. Besondere Bedeutung kommt einer subarachnoidalen Infusion bei einer Katheterfehllage zu.

Fallbericht: Bei dem weiblichen Frühgeborenen im Alter von 36 Wochen mit pränatal diagnostizierter Gastroschisis erfolgte die Anlage eines ZVK nach Punktion der vena basilica rechts am 1. Lebenstag. Eine native radiologische Lagekontrolle bei noch liegendem Verstärkungsdraht wurde durchgeführt. Im weiteren Verlauf fiel das Mädchen durch Unruhe, Zungenfaszikulieren sowie schmatzende Mundbewegungen auf. Die Liquoranalyse wies eine Zell- und Eiweißerhöhung auf; der Liquorzucker wurde mit 3151mg/dl bestimmt. Die jetzt durchgeführte Katheterlagekontrolle mittels Injektion von wasserlöslichem Röntgen-Kontrastmittel (Ultravist 300 (R)) wies einen intraspinalen Kontrastmittelabfluss nach. Es wurde eine aseptische meningeale Reaktion mit Ausbildung eines Hydrocephalus internus hypersecretorius beobachtet, der durch serielle Lumbalpunktionen behandelt werden konnte. Der neurologische Untersuchungsbefund bei Entlassung wie auch die bisherige frühkindliche Entwicklung sind ohne Auffälligkeiten verlaufen.

Schlussfolgerung: Eine erhebliche Erleichterung des Zugangsweges zur Anlage von zentralen Venenkathetern in der Neonatologie ist dadurch gegeben, dass von der Industrie über 24-Gauge-Kanülen einführbare Katheter angeboten werden. Materialtechnisch bedingt, werden diese durch einen Führungsdraht verstärkt, um das Legen zu erleichtern. Unsere klinische Beobachtung zeigt, dass hierdurch der Charakter des Einschwemmens verloren geht. Es wird über die lebensbedrohliche Komplikation der subarachnoidalen Infusion einer hochosmolaren Ernährungslösung berichtet. Die native radiologische Lagekontrolle bei liegendem Führungsdraht erscheint keine hinreichende Sicherheit zu geben. Der restriktive Einsatz dieser Katheter sowie die Lagekontrolle über eine Kontrastmittelinjektion sind zu fordern.