Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 59
DOI: 10.1055/s-2004-829264

Erfolgreiche Behandlung des Chylothorax mit Somatostatin bei Neugeborenen mit kongenitaler Zwerchfellhernie

C Czernik 1, L Hartmann 1, F Loersch 1, T Schaible 1
  • 1Universitätskinderklinik Mannheim (Mannheim, Deutschland)

Einleitung: Ein Chylothorax wird im Neugeborenenalter häufig als postoperative Komplikation in der Thoraxchirurgie beobachtet. Andere Ursachen wie Thrombose der Vena subclavia, angeborene Fehlbildungen, Lymphangiektasie und Tumore, treten deutlich seltener auf. Therapeutische Maßnahmen beinhalten die Entlastung über eine Pleuradrainage, sowie die Reduktion der Lymphproduktion über eine fettfreie Diät. Bei fehlendem Erfolg stehen in erster Linie die totale parenterale Ernährung sowie die chirurgische Intervention zur Verfügung. Als neue konservative Alternative ist die intravenöse Behandlung mit Somatostatin beschrieben. Über unsere Erfahrung bei Neugeborenen mit kongenitaler Zwerchfellhernie und postoperativen Chylothorax wollen wir berichten.

Patienten und Methodik: In den Jahren 2002 und 2003 behandelten wir 7 Neugeborene mit kongenitaler Zwerchfellhernie, bei denen es typischerweise binnen einer Woche postoperativ zur maximalen pleuralen Sekretion (>30ml/kg/die) kam. Beim klassischen Nahrungsaufbau wurde im Pleuraerguß entweder ein typischer Triglycerid- oder ein entsprechender Lymphozytenanteil nachgewiesen. Alle Patienten waren über die intraoperativ gelegte Pleuradrainage entlastet. Neben der Therapie mit einer fettarmen Diät, wurde eine kontinuierliche Dauertherapie mit Somatostatin durchgeführt. Bei 6 Patienten begannen wir mit einer Initialdosierung von 3,5µg/kg/h. Am 2. Therapietag wurde auf 7µg/kg/h und am 3. Tag auf die Enddosierung von 10µg/kg/h gesteigert. Ein Patient wurde mit einer Startdosierung von 2µg/kg/h behandelt und auf eine maximale Dosierung von 5µg/kg/h gesteigert. Die Therapiedauer lag zwischen 7–10 Tagen (median 8).

Ergebnisse: Bei den 6 Patienten mit der Enddosierung von 10µg/kg/h konnte eine Reduktion der Pleurasekretbildung (<10ml/kg/h) beobachtet werden. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Somataostatintherapie beendet und kurze Zeit später die Pleuradrainage entfernt. Die fettfreie Basisdiät wurde ab der 2. Behandlungswoche mit MCT-Öl angereichert und für 4 Wochen beibehalten. Kein Patient entwickelte bei Umstellung auf normale Nahrung ein Rezidiv. Klinisch relevante Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Beim Patienten mit der Enddosierung von 5µg/kg/h zeigte sich keine Reduktion der Chylusproduktion. Der letale Verlauf war jedoch in der barotraumatisierten Lunge begründet.

Schlussfolgerung: Somatostatin ist nach unseren Beobachtungen eine effektive Therapieoption und kann den Verlauf des persistierenden postoperativen Chylothorax von Neugeborenen mit angeborener Zwerchfellhernie deutlich verkürzen. Um die Somatostatintherapie weiter zu evaluieren, sind kontrollierte Studien dringend erforderlich.