Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 74
DOI: 10.1055/s-2004-829279

Aktuelles Spektrum der Grunderkrankungen von intensivpflichtigen Säuglingen (Cpap, Beatmung) in der Saison 2002/2003

JC Möller 1, P Ahrens 1, M Geipel 1, G Löffler 1, I Reiss 1, T Schaible 1
  • 1Klinikum Saarbrücken gGmbH, Universitätsklinikum Lübeck, Universitätskinderklinik des Saarlandes, Universitätskinderklinik Gießen, Universitätskinderklinik Mannheim (Saarbrücken, Gießen, Mannheim, Deutschland)

Distale RSV-Infektionen (Bronchiolitis, Pneumonie) führen in vielen Fällen zur Notwendigkeit maschineller Beatmung und CPAP-Therapie (1). Diese schwersten Verlaufsformen sind besonders gefürchtet bei der Risikopopulation: Extrem kleine Frühgeborene und Kinder mit komplexen Vitien. Diese Gruppe wird inzwischen zu einem gewissen Teil prophylaktisch mit Palivizimab behandelt. In einer ähnlichen Situation stellen nordamerikanische Studien fest, dass die Zahl dieser schweren Verläufe immer noch hoch ist, die Patienten aber in einer Minderzahlr die klassischen Risikofaktoren aufweisen (2,3).

Methodik: Aus der RSV-Saison 2002/2003 wurden alle beatmeten und mit CPAP versorgten Kinder in 4 größeren Kinderintensivstationen (Gießen, Homburg, Lübeck, Mannheim, Saarbrücken) registriert und bezüglich ihrer Risikofaktoren bzw. Grunderkrankungen analysiert

Ergebnisse:

FG <30. SSW

Vitien

Immunosuppression

FG ≥30. SSW

schw. neurol. Grunderkr.

keine Grund- erkrankung

Beatmet

1

1

1

3

1

6

CPAP

3

nur Sauerstoff >40%

4

4

4

Gesamt

4

1

1

4

1

6

Schlussfolgerung: Die Zahl der beatmeten und mit CPAP versorgten Kinder mit nachgewiesener RSV-2Infektion in den beteiligten Kliniken ist nach wie vor hoch, höher als epidemiologische Daten erwarten lassen (4). Auch in der hier untersuchten Population zeigt sich wie in den kanadischen und US Studien, dass das Risikokollektiv der sehr kleinen Frühgeborenen und Kinder mit komplexen Viten nur eine Minderzahl der schweren Verlaufsformen der RSV-Infektion stellt, dies könnte Folge der Palivizumabprophylaxe sein, wobei historische Daten fehlen. Auffällig ist das reifere Frühgeborene durchaus schwere Verläufe zeigen und Kinder mit neurologischen Grunderkrankune eine gefährdete Population sind. Die hohe Zahl von Kindern ohne identifizierbare Risikofaktoren mit schweren Verläufen gibt keinen Hinweis auf zusätzliche Gruppen von Kindern, die von der Prophylaxe profitieren könten.

Literatur: (1) Pedersen O et al. Acta Paediatr 92: 240–242, 2003; (2) Buckingham S et al. Pediatr Crit Care Med 2: 318–323, 2001; (3) Horn S et al. J Pediatr 143: S142–149, 2003; (4) ESPED Mschr Kinderheilkd 149: 1269, 2001