Ganzkörperkühlung kann zur Therapie von Krankheitsprozessen des Gehirns (z.B. nach
Hypoxie) eingesetzt werden. Komplikationen sind u.a. hämodynamische Instabilität,
Gerinnungsstörung und Infektion. Daher erscheint eine selektiven Hirnkühlung (SHK)
zur Vermeidung dieser Nebenwirkungen sinnvoll. An Ratten wurde ein neuer Ansatz zur
SHK vom Rachen aus beschrieben (Trübel et al. 2003) und zur Therapie von induzierten
Krampfanfällen eingesetzt.
Fragestellung: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Anfallsdauer und der induzierten Hirntemperatur
unter SHK?
Methodik: Sprague-Dawley Ratten (n=18) wurden analgosediert, relaxiert und künstlich normoventiliert.
Die Tiere wurde mittels invasiver Blutdruckmessung bezüglich des Blutdrucks und der
Herzfrequenz sowie durch Blutgasanalyse bzgl. der gewählten Beatmungsparameter überwacht.
Die selektive Hirnkühlung erfolgte vom Pharynx aus durch Kälteapplikation mittels
flüssigkeitsperfundierter Kühlsonde (Trübel et al. 2003). Neben einer intracerebral
Temperatur-Messung (Oxylite, Fa. Oxford Optronix, UK) im somatosensorischen Cortex
wurde die elektrischen Anfallsaktivität mittels Mikrosonden (FHC, Bowdoinham, ME,
USA) nach Injektion des GABA-Antagonisten Bicuculline (1mg/kg) abgeleitet. Die Injektion
von Bicuculline erfolgte jeweils einmalig pro Tier bei verschiedenen Hirntemperaturen.
Ergebnisse: Es wurde Hirntemperaturen unter SHK zw. 36.5 und 31.5 Grad Celsius untersucht. Je
tiefer die Hirntemperatur war, umso kürzer dauerte die elektrische Krampaktivität
an: Die Krampfaktivität reduzierte sich im o.g Temperaturbereich von 723±123 auf 258±238s.
Es besteht eine Korrelation zwischen der Anfallsdauer und der zum Zeitpunkt der Auslösung
herrschenden Hirntemperatur (r=0.64).
Diskussion: Wenn eine Ganzkörperkühlung wegen zu erwartender Nebenwirkungen nicht durchgeführt
werden kann oder eine selektive Hirnkühlung von der Schädeloberfläche z.B. wegen der
Anwendung von Hirndrucksonden nicht möglich erscheint, stellt eine selektive Hirnkühlung
vom Pharynx aus eine Alternative dar. An einem Tiermodel erwies sich dieses Verfahren
als wirksam zur Reduktion der Anfallsdauer nach induzierter Krampfaktivität.