Hintergrund: Für die Manifestation funktioneller Störungen des Verdauungstraktes wie der funktionellen
Dyspepsie und dem Reizdarmsyndrom sind Störungen der Nozizeption von zentraler Bedeutung.
Der Erstmanifestation dieser Krankheitsbilder gehen oft akute gastrointestinale Infektionen
voraus. Gleichzeitig zeigen klinische Studien, dass durch die kombinierte Behandlung
mit Pfefferminz- und Kümmelöl eine Linderung der Symptome bei Patienten mit funktionellen
Magendarmerkrankungen erreicht werden kann. Ziel dieser Untersuchung ist es deshalb
die Effekte einer Behandlung mit Pfefferminz- und Kümmelöl bzw. der Kombination beider
Extrakte auf die viszerale Nozizeption bei der Ratte zu charakterisieren. Gleichzeitig
sollen separat die Effekte dieser Extrakte auch die postentzündlich veränderte Nozizeption
untersucht werden.
Material und Methoden: Männliche Lewis Ratten (n=80) wurden randomisiert mit einer rektalen Applikation
von Trinitrobenzoesäure (TNBS) oder physiologischer Kochsalzlösung vorbehandelt. 28,
35 und 42 Tage später wurden standardisierte kolorektale Distensionen durchgeführt
und mittels EMG-Ableitungen der Bauchdeckenmuskulatur der viszeromotorische Reflex
(VMR) quantifiziert.
Ergebnisse: Eine einmalige Applikation von TNBS bewirkte einen anhaltenden Anstieg des VMR, der
für alle Messzeitpunkte nachweisbar war. Die Kombination von Pfefferminz- und Kümmelöl
bewirkte 42 Tage nach der TNBS-Applikation eine statistisch signifikante Reduktion
des VMR auf weniger als 50%. Demgegenüber hatten Pfefferminz- und Kümmelöl allein
keine Effekte auf den VMR.
Schlussfolgerungen: Die Daten zeigen, dass die Kombination von Pfefferminz- und Kümmelöl im Sinne eines
synergistischen Effektes die postinflammatorische viszerale Hyperalgesie moduliert.
Über diesen Mechanismus ist zumindest ein Teil der klinischen Effekte des Kombinationspräparates
von Pfefferminz- und Kümmelöl zu erklären.
Key words
Enteroplant - kolorektale Distensionen - viszerale Hyperalgesie