Für das maligne Melanom existieren aktuell keine serologisch bestimmbaren Biomarker,
die eine valide prognostische Einschätzung des einzelnen Patienten erlauben. Der weit
verbreitete Serummarker S100-beta zeigt eine gute Korrelation mit der Tumorlast, ist
jedoch für tumorfreie Patienten nur von geringer prädiktiver Relevanz. Neue hochauflösende
massenspektrometrische Verfahren sind in Kombination mit bioinformatischer Technologie
in der Lage, nicht nur einzelne Serumproteine, sondern das gesamte Serumproteom hinsichtlich
seiner prädiktiven Relevanz zu analysieren. In der vorliegenden Studie wurden zunächst
Serumproben von Melanompatienten in frühen Erkrankungsstadien (AJCC I; n=101) im Vergleich
zu fortgeschrittenen Erkrankungsstadien (AJCC IV; n=104) mittels Chip-basierter MALDI-ToF
Massenspektrometrie untersucht. Die erhaltenen Proteomprofile wurden über artifizielle
neuronale Netzwerke auf spezifische Expressionsmuster überprüft. Hierbei wurden 94
der 205 Proben als „Trainings-Set“, 15 Proben als „Test-Set“ sowie 96 Proben als „Blind-Set“
eingesetzt. Nach erfolgter Trainings- und Testphase konnten mittels neuronaler Netzwerkalgorithmen
84 der 96 Proben (88%) des „Blind-Sets“ dem korrekten Erkrankungsstadium zugeordnet
werden. In einer zweiten Versuchsserie wurden Serumproben, die von 55 Melanompatienten
unmittelbar nach erfolgter Lymphknoten-Dissektion bei regionaler Metastasierung (AJCC
III) entnommen worden waren, in gleicher Weise analysiert. Bei 28 dieser 55 Patienten
kam es innerhalb des ersten postoperativen Jahres zu einem Erkrankungsprogress, während
die restlichen 27 Patienten tumorfrei blieben. Über die bioinformatische Analyse der
Serum-Proteom-Expressionsprofile konnten 44/55 Patienten (80%) korrekt ihrem Status
als „Progressor“ oder „Nicht-Progressor“ zugeordnet werden. Hierbei wurden 23 (82%)
der „Progressoren“ korrekt identifiziert, während über die Serum-S100-beta-Konzentration
lediglich 6 (21%) dieser Patienten erkannt wurden. Diese ersten, präliminären Ergebnisse
sind vielversprechend, müssen jedoch durch weitere Analysen an größeren
Probenkollektiven validiert werden. Auf dieser Basis könnte die Proteom-Expressionsanalyse
als wichtiges Hilfsmittel zur Einschätzung der Prognose von Melanompatienten dienen.