Eine 39jährige Patientin stellte sich im Juli 2002 mit links cervicalen, links supra-
und infraclaviculären sowie mediastinalen Lymphknotenmetastasen eines malignen Melanoms
bei unbekanntem Primarius in unserer dermato-onkolgischen Sprechstunde vor. Zwei Monate
zuvor war bereits eine Axilladissektion links bei Metastasierung erfolgt. Von 08/02
bis 02/03 konnte unter einer Vakzinierungstherapie mit autologen Peptid beladenen
dendritischen Zellen eine Remission der Erkrankung erzielt werden. Im Februar 2003
traten erneut Lymphknotenmetastasen cervical links, supraclaviculär beidseits, axillär
rechts, mediastinal und subkutan periumbilikal auf. Daraufhin leiteten wir eine Chemoimmuntherapie
mit Temozolomid und pegyliertem Interferon-alpha (PEG-IFN-alpha) ein. Beim ersten
Staging im April 2003 wurde eine Remission aller Filiae verzeichnet, die insgesamt
über 12 Monate stabilisiert werden konnte. Zwei Monate nach Beginn der Therapie klagte
die Patientin erstmals über Kurzatmigkeit, und im CT der Lunge wurde der Verdacht
auf ein pneumonisches Infiltrat geäußert. Eine internistische Abklärung ergab allerdings
keinen Anhalt für eine Pneumonie. Sechs Monate nach Beginn der Interferon-Behandlung
klagte die Patientin über weißlich-blaue Verfärbungen der Fingerendglieder, kalte
Hände, Husten, Dyspnoe und Thoraxschmerzen bei Kälte, Gelenkbeschwerden und Mundtrockenheit.
Parallel dazu wurde im CT der Verdacht auf eine Lungenfibrose des Lungenmantels geäußert.
Die antinukleären Antikörper (ANA) im Serum waren mit 1:2560 bei granulärem Verteilungsmuster
erhöht. Bis auf Jo1-Antikörper (Histidyl-tRNA-Synthetase) wurden keine weiteren spezifischen
Antikörper nachgewiesen. Insbesondere die Scl-70 (DNA-Topoisomerase)-Antikörper waren
negativ. Aufgrund der klinischen Symptomatik, des erhöhten ANA-Titers und der nachgewiesenen
Lungenfibrose wurde die Diagnose einer systemischen Sklerodermie gestellt. Nach alleinigem
Absetzen des PEG-IFN-alpha waren sowohl die pulmonale Symptomatik als auch die Veränderungen
im CT der Lunge vollständig reversibel, so dass – auch im Hinblick auf die maligne
Grunderkrankung – auf eine immunsuppressive Therapie verzichtet werden konnte. Lediglich
der erhöhte ANA-Titer, der allerdings bereits vor Beginn der Interferon-Therapie bekannt
war, blieb auch weiterhin bestehen. Dieser Fall demonstriert die Möglichkeit der Auslösung
einer Autoimmunerkrankung unter Behandlung mit IFN-alpha bei bestehender Prädisposition
sowie deren Reversibilität nach Absetzen des Interferons.