Gesundheitswesen 2004; 66 - 9
DOI: 10.1055/s-2004-833747

Raucherentwöhnung und Rückfallprophylaxe bei Frauen postpartum

JR Thyrian 1, W Hannöver 1, J Kelbsch 1, K Röske 1, U Hapke 1, U John 1
  • 1Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald

Hintergrund: Die gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens für Frauen und ihre Kleinkinder ist hinreichend belegt. Vor oder während der Schwangerschaft hört ein Großteil der Frauen mit dem Rauchen auf, jedoch erfährt der größte Teil der Frauen innerhalb von 6 Monaten einen Rückfall. Ziel: Überprüfen der Wirksamkeit einer Intervention zu Rauchentwöhnung und Rückfallvorbeugung bei Frauen postpartum. Methoden: Systematisches Screening von Müttern Neugeborener auf Neugeborenenstationen bezüglich Rauchstatus zu Beginn der Schwangerschaft, Screeningquote 83%, Rekrutierungsquote für die Studie 77%. Randomisiertes Kontrollgruppendesign mit n=580 Probandinnen. In beiden Gruppen wurden Selbsthilfemanuale verteilt, in der Treatmentgruppe fanden stadienbasierte Rauchberatungen 4–6 Wochen nach der Entbindung und telefonische Nachberatungen 4 und 12 Wochen später statt. 6 Monate nach der Geburt wurde bei beiden Gruppen erneut der Rauchstatus erhoben. Ergebnisse: Der Anteil Frauen, die zu beiden Zeitpunkten rauchten ist in Treatment- und Kontrollgruppe mit 37 vs. 35% fast gleich. Frauen in der Treatmentgruppe zeigten geringere Rückfallquoten (21% vs. 32%), höhere Chancen Nichtraucherin zu bleiben (37% vs. 30%) und gaben das Rauchen häufiger auf (5% vs. 1%), als Frauen in der Kontrollgruppe. Diskussion: Eine Intervention bei Frauen postpartum ist systematisch durchführbar, erreicht den Großteil der Wöchnerinnen und zeigt die gewünschten Effekte, eine Senkung der Rückfallquote und einen Anstieg der Rate von Frauen, die mit dem Rauchen aufhören. Schlussfolgerungen: Stadienbasierte Interventionen sollten in die klinische Routineversorgung implementiert werden. Dazu sollten Berufsgruppen geschult werden, die einen der Studie ähnlichen Kontakt zu den Müttern Neugeborener haben (direkt nach der Geburt, mehrere Kontakte über den Zeitraum der ersten 6 Monate) und diese Beratungstätigkeit in ihr Arbeitsfeld integrieren können (z.B. Hebammen).