Gesundheitswesen 2004; 66 - 12
DOI: 10.1055/s-2004-833750

Die prognostische Bedeutung der in ambulanter orthopädischer Rehabilitation verbesserten Funktionskapazität für den langfristigen Erhalt der Erwerbstätigkeit

G Kusak 1, L Beck 2, S Merkesdal 2, T Busche 3, W Mau 1
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 2Abteilung Rheumatologie, Medizinische Hochschule, Hannover
  • 3Gesundheitszentrum, Hannover, mit Förderung der LVA Hannover

Hintergrund: Prospektive Langzeitstudien über mehrere Jahre, die zur Beurteilung des Verlaufs der Erwerbstätigkeit nach ambulanter orthopädischer Rehabilitation (AR) wünschenswert sind, liegen bislang nicht vor. Ziel: Die vorliegende Studie sollte daher untersuchen, inwiefern während der AR erreichte Verbesserungen, insbesondere der Funktionskapazität (gemäß FFbH-R), für den Verbleib im Erwerbsleben im Fünfjahresverlauf danach prognostisch relevant sind. Methoden: Es handelt sich um eine prospektive Kohortenstudie mit Ein-Gruppen-Prä-Post-Design. 866 initial erwerbstätige Teilnehmer eines Modellprojekts zur orthopädischen AR am Gesundheitszentrum Hannover wurden zu fünf Messzeitpunkten schriftlich befragt – zu Beginn (T1) und am Ende der AR (T2), nach 6 Monaten, nach 12 Monaten und nach etwa 5 Jahren. Der Rücklauf betrug 57%. Neben Fragen zum aktuellen Erwerbsstatus, zum Krankheitsverlauf und zum subjektiven Rehabilitationserfolg gingen u.a. auch SF-36, IRES, SCL-90 und der FFbH-R in den Fragebogen ein. In einer konfirmatorischen Cox-Regression wurde das Risiko errechnet, in Abhängigkeit der in der AR erreichten Veränderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt die Erwerbstätigkeit dauerhaft aufzugeben. Ergebnisse: Von einer größeren Zahl von Veränderungsparametern erwies sich allein der FFbH-Wert als signifikanter Prädiktor für den Verbleib im Erwerbsleben. Daneben zeigten sich eine Reihe von Kontrollvariablen wie Alter, allgemeiner Gesundheitszustand in T1, die AU-Dauer im letzten Jahr vor der AR und der Gedanke an das Aufgeben der Erwerbstätigkeit als relevant für den Erhalt der Erwerbstätigkeit. Diskussion: Durch Verknüpfung aus Verbesserungen während der AR und Langzeitdaten zum Verbleib im Erwerbsleben liefert die vorliegende Studie trotz der Limitierungen durch das Ein-Gruppendesign weiterführende Hinweise auf den Erfolg der AR. Schlussfolgerungen: Die Untersuchung unterstreicht die Bedeutung der funktionellen Orientierung in der orthopädischen AR. In weiteren Studien ist zu klären, ob und wie eine ungünstige subjektive Arbeitsprognose von Rehabilitanden und dadurch der Verlauf der Erwerbstätigkeit gezielt beeinflusst werden können.