Gesundheitswesen 2004; 66 - 32
DOI: 10.1055/s-2004-833770

Patientenerfahrungen in der ambulanten Versorgung – Konzept und erste Ergebnisse eines neuen Routine-Surveys

W Streich 1, B Braun 1, U Helmert 1, G Marstedt 1
  • 1Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen

Hintergrund: Patientenbedürfnisse und -erfahrungen sind unter den Gesichtspunkten einer stärkeren Nutzerorientierung und Partizipation zu einem zentralen Thema der gesundheitspolitischen Diskussion geworden. Gleichwohl gibt es bisher nur wenige empirische Quellen, die hierzu repräsentativ und kontinuierlich Auskunft geben. Ziel: Dauerbeobachtung mit dem Instrument eines Surveys: seit Ende 2001 regelmäßige, bundesweite Bevölkerungsbefragungen (2 Befragungswellen á 2000 Personen pro Jahr) zu Erfahrungen mit der Inanspruchnahme von Haus- und Fachärzten. Dabei geht es vor allem um das kommunikative Verhalten der Ärzte und die Einbeziehung der Patienten in Entscheidungen. Methoden: Schriftliche Befragungen von bisher insgesamt ca. 10.000 Personen aus „befragungsbereiten Haushalten“ (Access Panel, TNS Infratest Health). Die Rücklaufquote beträgt durchschnittlich 71%, die Fallzahl der Datenbank ca. 7.500 Fälle (netto). Ergebnisse: Rund 90% der Befragten haben einen Hausarzt aber 60% haben (vor GMG) Spezialisten ohne Überweisung konsultiert. 57% votieren für shared decision making, in der „letzten Entscheidungssituation“ wurden aber nur 46% der Patienten verschiedene Behandlungsmöglichkeiten vorgeschlagen Die hausärztliche Primärversorgung leistet einen wichtigen Beitrag zur (Tertiär-)Prävention: mit zunehmendem Alter wird „Vorsorge“ zum wichtigsten Anlass für die Konsultation des Hausarztes. Perspektiven (Schlussfolgerungen): Die Orientierung an etablierten Surveys anderer Länder (NHS-Patient-Surveys, niederländisches Health Care Panel etc.) hat sich bisher vor allem in der Übernahme bewährter Instrumente (felderprobter Frageformulierungen) niedergeschlagen. Darüber hinaus hat sich die direkte Kooperation mit Forschergruppen in England und den Niederlanden bisher auf einen speziellen Themenkomplex („Vertrauen“) beschränkt. Die Kooperation soll ausgebaut werden. Darüber hinaus ist eine Beteiligung weiterer, potentieller Nutzer an der Projektträgerschaft geplant.